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2025-09-28 02:15 Lesezeit: 6 Min

EZB: TPI nicht für Fiskalfehler von Staaten gedacht

Die Europäische Zentralbank (EZB) bekräftigt ihr Kernmandat der Preisstabilität und signalisiert, dass ihre geldpolitischen Instrumente, einschließlich des Transmission Protection Instrument (TPI), nicht dazu bestimmt sind, fiskalische Fehltritte nationaler Regierungen zu korrigieren. Diese Aussage stammt von Olaf Sleijpen, einem niederländischen Zentralbankgouverneur, der betonte, dass die Verantwortung für Haushaltsdisziplin bei den politischen Akteuren liege. Das TPI, das für spezifische Marktumfeldszenarien konzipiert ist, ist ausdrücklich kein Mechanismus zur Rettung von Ländern mit unkontrollierter Finanzlage.

Sleijpen erläuterte, dass das TPI zwar unter strengen Bedingungen und für begrenzte Zeiträume eingesetzt werden kann, sein Zweck jedoch eng definiert sei. Die Vorstellung, dass die EZB bereit sei, alle wirtschaftlichen Ungleichgewichte zu lösen, sei seiner Ansicht nach eine Vereinfachung. Er betonte, dass die Lösung solcher Probleme entschlossenes Handeln und Politikgestaltung seitens der nationalen Regierungen selbst erfordere. Seine Perspektive unterstreicht die Verpflichtung gegenüber dem Gründungsziel der EZB: die Kontrolle der Inflation, eine Priorität, die er in seiner Rolle ausdrücklich als vorrangig bezeichnet.

Der weitere Weg für die Zinssätze bleibt von erheblicher Unsicherheit geprägt, da Sleijpen nicht bestätigen wollte, ob der EZB-Einlagensatz bei 2 % bleiben würde. Er hob eine Vielzahl von Faktoren hervor, die die Inflationsdynamik beeinflussen, darunter das Potenzial für einen schnelleren Rückgang des Preisdrucks, wenn sich die Wirtschaft abschwächt oder der Euro gegenüber dem Dollar stärker wird. Umgekehrt führen wieder steigende Energiepreise und die langfristigen Auswirkungen potenzieller US-Importzölle zu Aufwärtsdruck und erschweren den Inflationsausblick.

Über geldpolitische Erwägungen hinaus hat Sleijpen nationale Fiskalstrategien, insbesondere in den Niederlanden, kritisch geprüft. Er wies auf Steueranreize in Höhe von 85 Milliarden Euro hin, die zu unzureichendem Wirtschaftswachstum geführt hätten, und schlug eine Umschichtung dieser Mittel in Investitionen vor, die nachweislich das Wirtschaftswachstum fördern. Sleijpen plädierte auch für eine transparente und konsistente Regierungspolitik und stellte fest, dass Klarheit selbst wirtschaftlichen Wert ohne direkte Ausgaben habe. Er hinterfragte die Zweckmäßigkeit der Befreiung öffentlicher Investitionen von bestehenden Ausgabenregeln und argumentierte, dass alle öffentlichen Ausgaben Verbindlichkeiten darstellten, die zurückgezahlt werden müssten, und warnte vor der willkürlichen Einstufung von Ausgaben als Investitionen.

Rückblickend auf frühere unkonventionelle Geldpolitiken äußerte sich Sleijpen vorsichtig hinsichtlich der Wiedereinführung von Quantitative Easing. Er wies auf die erheblichen Kosten früherer Anleihekaufprogramme hin, einschließlich der Auswirkungen auf die Gewinne der Zentralbanken und potenzieller Finanzstabilitätsrisiken, die sich aus längeren Perioden niedriger Zinssätze ergeben. Jede zukünftige Erwägung einer Rückkehr der Leitzinsen auf Null würde eine sorgfältige Bewertung und ein gründliches Verständnis der Lehren aus vergangenen Erfahrungen erfordern, warnte er.

Die bevorstehenden Inflationsdaten werden die Überprüfung der bevorstehenden geldpolitischen Entscheidungen der EZB intensivieren. Prognosen deuten auf einen Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum auf 2,2 % im Jahresvergleich im September hin, ein Anstieg von 2 % im August und der höchste Stand seit fünf Monaten. Dieser Anstieg, der von von Bloomberg befragten Ökonomen größtenteils auf Energie- und Reisekosten zurückgeführt wird, stellt den letzten Inflationsbericht dar, der der EZB vor ihrer geldpolitischen Sitzung am 30. Oktober vorliegt. Zuvor werden nationale Inflationszahlen aus wichtigen Eurozonen-Ländern, darunter Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland, weitere detaillierte Einblicke in die vorherrschenden Inflationsentwicklungen geben. Diese sich entwickelnde Wirtschaftslandschaft versetzt den EZB-Rat in eine herausfordernde Position, der die Notwendigkeit, die Inflation zu kontrollieren, mit den Risiken einer vorzeitigen Straffung abwägen muss.

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