MEPs überweisen EU-Mercosur-Abkommen an EuGH: Ratifizierung droht Stillstand

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By Markus

Der ehrgeizige Handelspakt zwischen der Europäischen Union und den Mercosur-Staaten steht vor einer erheblichen verfahrensrechtlichen und politischen Herausforderung, da eine Gruppe von Abgeordneten des Europäischen Parlaments (MEPs) das Abkommen dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) vorzulegen beabsichtigt. Dieser Schritt würde, falls erfolgreich, den gesamten Ratifizierungsprozess aussetzen und eine erhebliche Unsicherheit in ein Abkommen bringen, das darauf abzielt, die Handelsbeziehungen über zwei Kontinente hinweg neu zu gestalten und die globale Handelsdiversifizierungsstrategie der EU zu konsolidieren.

Unter Führung der Grünen-MEPs Majdouline Sbai (Frankreich) und Saskia Bricmont (Belgien) sowie Manon Aubry (Frankreich) von der Fraktion Die Linke, zielt die vorgeschlagene Resolution darauf ab, die Rechtmäßigkeit des Vorgehens der Europäischen Kommission bei dem Abkommen anzufechten. Der Kern ihres Arguments konzentriert sich auf das Mandat der Kommission, insbesondere auf die Frage ihrer Befugnis, die Handelskomponente zu Ratifizierungszwecken von anderen Teilen des umfassenden Abkommens zu trennen. Dieser „Split“-Ansatz wird weithin erwartet, um den Ratifizierungsprozess zu beschleunigen und die Notwendigkeit einer Abstimmung der nationalen Parlamente über die Handelsdimension zu umgehen.

  • MEPs wollen das EU-Mercosur-Abkommen dem Europäischen Gerichtshof vorlegen.
  • Ein erfolgreicher Antrag könnte den gesamten Ratifizierungsprozess auf Eis legen.
  • Die Abgeordneten stellen die Befugnis der Kommission in Frage, Handelsaspekte separat zu ratifizieren.
  • Der „Split“-Ansatz soll die Umgehung nationaler Parlamentsabstimmungen ermöglichen.
  • Das Abkommen zielt auf die Neugestaltung von Handelsbeziehungen und EU-Diversifizierung ab.

Die rechtliche und politische Kluft

Ohne den vorgeschlagenen „Split“ würde die Ratifizierung die Zustimmung der nationalen Parlamente der EU erfordern, von denen mehrere starken Widerstand geäußert haben. Insbesondere die österreichischen und niederländischen Parlamente sollen gegen das Abkommen sein, und französische politische Kräfte haben sich in ihrem Widerstand vereint. Auch an der italienischen Engagement bestehen weiterhin Zweifel. Die Resolution argumentiert, dass die Kommission durch die Umgehung nationaler Parlamentsabstimmungen über den Handelsaspekt ihr Mandat überschreitet.

Das Mercosur-Abkommen, das Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay umfasst, zielt darauf ab, den Handel zwischen diesen Nationen und der EU zu liberalisieren und eine Freihandelszone für 780 Millionen Menschen zu schaffen. Es würde schrittweise Zölle, die derzeit zwischen 10 % und 35 % liegen, auf die meisten Produkte abschaffen und erhebliche wirtschaftliche Veränderungen versprechen.

Wirtschaftliche Interessen und geopolitischer Hintergrund

Für die Europäische Kommission und ihre Befürworter, einschließlich Deutschland, ist dieses Abkommen ein Eckpfeiler ihrer umfassenderen Strategie zur globalen Diversifizierung der Handelspartner. Diese Neuausrichtung erfolgt inmitten einer erheblichen Neubewertung ihrer langjährigen Wirtschaftsbeziehung zu den Vereinigten Staaten. In dieser sich entwickelnden geopolitischen Landschaft argumentieren die Befürworter, dass die Sicherung neuer Handelsallianzen wie Mercosur entscheidend ist, um die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und strategische Autonomie der EU zu stärken.

Die MEPs, die die Resolution vorantreiben, äußern jedoch auch Bedenken hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen des Abkommens auf die regulatorische Souveränität der EU. Sie behaupten, dass den Mercosur-Staaten Aufsichtsrechte über alle EU-Gesetze im Zusammenhang mit dem Green Deal gewährt wurden, was ihnen ermöglichen könnte, solche Gesetze vor Gericht anzufechten. Diese Bestimmung, so Kritiker, untergräbt grundlegend die Fähigkeit der EU, ihre Umweltstandards autonom festzulegen und durchzusetzen.

Der Agrarsektor stellt eine Hauptquelle des Widerstands dar, da er unlauteren Wettbewerb durch lateinamerikanische Produkte befürchtet, sollte das Abkommen voranschreiten. Umweltbestimmungen innerhalb des Abkommens stehen ebenfalls auf dem Prüfstand, wobei Kritiker argumentieren, dass sie keinen ausreichenden Schutz für die ökologischen Ziele der EU bieten. Trotz des Vertrauens der Befürworter der Resolution, die Unterstützung von mindestens 72 MEPs, hauptsächlich aus linken Fraktionen und französischen Vertretern, zu sichern, scheint das breitere politische Momentum im aktuellen geopolitischen Klima dem Fortschritt des Abkommens zuzugutekommen, was eine weitere erhebliche Herausforderung für die abweichenden Parlamentarier darstellt.

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