Kanadas Wirtschaft verzeichnete kürzlich das größte Leistungsbilanzdefizit seit über vier Jahrzehnten. Hauptursache war ein deutlicher Rückgang der Exporte in die Vereinigten Staaten inmitten eines anhaltenden Handelsstreits. Diese starke Verschlechterung der externen Finanzlage unterstreicht die erheblichen wirtschaftlichen Auswirkungen der protektionistischen Politik auf den grenzüberschreitenden Handel.
- Kanadas Leistungsbilanzdefizit erreichte im zweiten Quartal 21,16 Mrd. C$.
- Warenexporte, insbesondere in die USA, brachen um 13,1 % ein, was zu einem Rekord-Handelsbilanzdefizit von 19,6 Mrd. C$ führte.
- Es zeigt sich eine wirtschaftliche Divergenz: robusteres Wachstum in den USA gegenüber einer prognostizierten Kontraktion in Kanada.
- Der Kanadische Dollar steht aufgrund der anhaltenden Defizite unter Druck.
- Kanada hat einige Vergeltungszölle zurückgenommen, während die Kernzölle der USA bestehen bleiben.
Erhöhung des Leistungsbilanzdefizits
Statistics Canada meldete, dass sich das Leistungsbilanzdefizit im zweiten Quartal (April-Juni) auf alarmierende 21,16 Milliarden C$ (ungefähr 15,4 Milliarden US-Dollar) ausweitete. Diese Zahl übertrifft das Defizit von 1,32 Milliarden C$ aus dem ersten Quartal dramatisch und lag über den von Bloomberg-Ökonomen prognostizierten 19,3 Milliarden C$. Das Defizit wurde maßgeblich durch einen Rückgang der Warenexporte um 13,1 % verstärkt, die auf das Niveau von 2021 zurückfielen und zu einem Rekord-Handelsbilanzdefizit von 19,6 Milliarden C$ führten. Die Lieferungen in die USA, Kanadas Hauptmarkt, verzeichneten einen besonders starken Rückgang, der die störenden Auswirkungen der Zölle von US-Präsident Donald Trump direkt widerspiegelt.
Wirtschaftliche Divergenz und Währungsdruck
Diese Handelsspannungen haben zu einer bemerkenswerten wirtschaftlichen Divergenz zwischen den beiden Nationen geführt. Während die US-Wirtschaft laut dem Bureau of Economic Analysis ein robustes annualisiertes BIP-Wachstum von 3,3 % verzeichnete, wird Kanadas Wirtschaft im gleichen Zeitraum laut einer Umfrage von Bloomberg-Ökonomen voraussichtlich um 0,7 % auf Jahresbasis geschrumpft sein. Benjamin Reitzes, Zins- und Makrostratege bei der Bank of Montreal, betonte die entscheidende Notwendigkeit, dass sich diese Handelsströme wieder positiv entwickeln, und warnte davor, dass anhaltende Defizite zu einer „schwierigen Phase“ für den Kanadischen Dollar führen könnten. Trotz dieser Bedenken wurde der Kanadische Dollar zu diesem Zeitpunkt um 1,377 C$ pro US-Dollar gehandelt, was einer Stärkung von rund 4,5 % gegenüber dem Jahresanfang entsprach.
Deeskalationsversuche und laufende Verhandlungen
In einem Bemühen, die Spannungen abzubauen und den Dialog wieder aufzunehmen, hat die Regierung von Premierminister Mark Carney kürzlich einige ihrer Vergeltungszölle aufgehoben. Diese Maßnahmen waren ursprünglich als 25%ige Zölle auf verschiedene US-Waren, einschließlich Agrar- und Industrieprodukte, als Reaktion auf die früheren Zölle von Präsident Trump auf kanadischen Stahl, Aluminium, Autos und Kupfer erhoben worden. Obwohl Kanada Zugeständnisse gemacht hat, bleiben die Kernzölle der USA auf diese Schlüsselbereiche bestehen, was ein erhebliches Hindernis in den laufenden Diskussionen darstellt. Handelsminister Dominic LeBlanc traf sich mit US-Handelsminister Howard Lutnick, wobei weitere technische Verhandlungen unter Beteiligung der kanadischen Botschafterin Kirsten Hillman und des Handelsbeauftragten der Vereinigten Staaten, Jamieson Greer, darauf abzielen, einen neuen bilateralen Wirtschafts- und Sicherheitsrahmen zu schmieden.

Markus ist unser Finanzprofi mit einem siebten Sinn für Zinsänderungen und Wirtschaftstrends. Wenn er nicht gerade durch Bilanzen stöbert oder die neuesten Börsennachrichten kommentiert, sucht er verzweifelt nach dem perfekten Cappuccino – vorzugsweise unter 2 Euro. Sein Motto: „Kaffee rein, Aktien rauf.“