Der Top-Manager der UBS Group AG, Sergio Ermotti, hat eine Strategie der globalen Expansion statt der Kontraktion klar formuliert und bringt den Bankenriesen damit an einen kritischen Punkt im Verhältnis zu den Schweizer Aufsichtsbehörden. Nach der wegweisenden Übernahme der Credit Suisse haben die Behörden in Bern auf verstärkte Stabilitätsmassnahmen gedrängt, doch Ermotti vertritt die Ansicht, dass eine Schrumpfung der Bank kein gangbarer Weg ist. Er betont das Bekenntnis der UBS zu ihrer internationalen Präsenz und strebt einen pragmatischen Kompromiss an.
Der Kern dieser regulatorischen Spannung dreht sich um Vorschläge, die darauf abzielen, das Schweizer Finanzsystem gegen potenzielle zukünftige Krisen zu stärken. Eine bedeutende Massnahme schlägt vor, die UBS zu verpflichten, die Kapitalisierung ihrer nicht-schweizerischen Einheiten von 60% auf 100% zu erhöhen, um deren Fähigkeit zur Absorption ausländischer Verluste zu stärken. Branchenanalysten prognostizieren, dass die Erfüllung dieser Anforderung die UBS dazu zwingen könnte, zusätzliche 24 Milliarden US-Dollar an Kapital zurückzulegen, was die Fähigkeit der Bank, Kapital an ihre Aktionäre zurückzugeben, potenziell einschränken würde. Dieser Vorschlag verdeutlicht einen Balanceakt zwischen systemischer Stabilität und der Schaffung von Aktionärswert.
Globale Expansion versus regulatorische Anforderungen
Trotz früherer interner Diskussionen und Berichte, die eine mögliche Verlegung des Hauptsitzes nach London nahelegten, hat Ermotti stets das unerschütterliche Bekenntnis der UBS zum Verbleib in der Schweiz bekräftigt. Er betont, dass die globale Reichweite der Bank ihre grundlegende Stärke sei, und argumentiert, dass jede signifikante Reduzierung ihrer Grösse ihre strategische Positionierung und langfristige Wettbewerbsfähigkeit in der internationalen Finanzlandschaft untergraben würde. Diese Haltung unterstreicht die strategische Notwendigkeit, die globalen Fähigkeiten der vergrösserten Einheit zu nutzen.
Die operative Integration nach der Übernahme der Credit Suisse hat naturgemäss einen starken Fokus auf Kosteneffizienz gelegt. Der Finanzchef der UBS, Todd Tuckner, gab an, dass diese Kostensenkungsmassnahmen gleichmässig auf technologische Fortschritte und Personalrationalisierung verteilt werden. Während die Fusion die Gesamtbelegschaft der UBS zunächst auf über 119.000 Mitarbeiter erweiterte, wurden seither rund 14.000 Vollzeitstellen abgebaut. Die Bank strebt eine weitere Straffung ihrer Belegschaft an, wobei interne Ziele Berichten zufolge bei etwa 85.000 Mitarbeitern bis zum Abschluss des Integrationsprozesses liegen.
Kosteneffizienz und Personalabbau
Die Erreichung dieser Personalabbauziele birgt jedoch eigene Herausforderungen. Obwohl die UBS seit Anfang 2024 stetig rund 1.300 Stellen pro Quartal abgebaut hat, wodurch die aktuelle Mitarbeiterzahl im Juni über 105.000 liegt, wird das Tempo die internen Ziele voraussichtlich nicht erreichen. Ein beitragender Faktor ist ein gemeldeter Rückgang der natürlichen Fluktuationsrate der Bank, was organische Personalreduzierungen erschwert. Um dies abzumildern, verfolgt die UBS verschiedene Strategien, darunter:
- Aktive Förderung der internen Mobilität, wobei im vergangenen Jahr über zwei Drittel der Schweizer Vakanzen intern besetzt wurden
- Frühpensionierung
- Internalisierung externer Rollen
Die vollständigen finanziellen Vorteile der Fusion, insbesondere jene, die sich aus der Ausmusterung der veralteten Technologieplattformen der Credit Suisse ergeben, werden voraussichtlich erst nach März 2026 vollständig realisiert. Dieser verlängerte Zeitrahmen spiegelt die komplexe Natur der Integration zweier grosser Banksysteme und die damit verbundenen Schwierigkeiten wider, einen nahtlosen Übergang für Millionen von Kunden zu gewährleisten. So führte beispielsweise die Überführung von über einer Million Credit Suisse-Privatkunden auf UBS-Systeme im August zu mehreren hundert Arbeitsplatzverlusten im Inland, was die unmittelbaren Auswirkungen der Konsolidierungsschritte verdeutlicht. Dieser strategische, mehrjährige Ansatz unterstreicht das Ausmass der Integration und die sorgfältige Planung, die erforderlich ist, um langfristige operative Synergien freizusetzen.
Herausforderungen und Zeitplan der Integration
Quellen
- UBS Capital Requirements Rise Following Switzerland's Proposal
- UBS statement on regulatory proposals made by the Swiss government | UBS Global

Tom ist der Mann für die ganz großen Kursschwankungen – egal ob bei Aktien oder Kryptowährungen. Er liebt es, komplexe Zusammenhänge einfach zu erklären (am liebsten mit Fußballvergleichen) und streut in jeden Artikel mindestens einen Wortwitz ein. Seine Kollegen behaupten, sie lesen seine Beiträge nur, um über seine schlechten Kalauer zu lachen – aber wir wissen: heimlich lernen sie dabei was.