Rohölmarkt im Wandel: Geopolitische Spannungen, Sanktionen und US-Zölle beeinflussen Preise

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By Lisa Hoffmann

Die globalen Ölmärkte befinden sich in einem komplexen Umfeld, das durch ein empfindliches Gleichgewicht von geopolitischen Spannungen, sich entwickelnden Handelspolitiken und sich verlagernden Angebotsdynamiken gekennzeichnet ist. Trotz signifikanter internationaler Entwicklungen zeigten sich die Rohölpreise mit geringen Bewegungen, was auf einen Markt hindeutet, der mit widersprüchlichen Signalen ringt. Händler bewerten derzeit die langfristigen Auswirkungen neuer europäischer Sanktionen auf russische Energieexporte sowie potenzieller US-Zölle, die die globale Kraftstoffnachfrage dämpfen könnten, selbst wenn wichtige Produzenten im Nahen Osten ihre Produktion erhöhen.

  • Die Europäische Union hat ihr 18. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet, welches unter anderem Indiens Nayara Energy betrifft.
  • US-Präsident Trump droht mit Sanktionen gegen Käufer russischer Exporte, falls keine Friedensvereinbarung erzielt wird.
  • Iran führt Atomgespräche mit europäischen Mächten; ein Scheitern könnte zur Wiedereinführung von Sanktionen führen.
  • Die Aussicht auf US-Zölle auf EU-Importe, die ab dem 1. August in Kraft treten könnten, belastet die Nachfrageprognosen.
  • Die Zahl der aktiven US-Ölbohrinseln ist auf den niedrigsten Stand seit September 2021 gefallen.
  • Brent-Rohöl konsolidierte sich nach dem Waffenstillstand vom 24. Juni im Israel-Iran-Konflikt in einer Spanne von etwa 66,34 bis 71,53 US-Dollar pro Barrel.

Sanktionen und Angebotsdynamik

Die Europäische Union hat kürzlich ihr 18. Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet, das aus dem Konflikt in der Ukraine resultiert. Ein bemerkenswertes Element dieser Maßnahmen zielt auf Indiens Nayara Energy ab, ein Unternehmen, das an der Ausfuhr von Ölprodukten beteiligt ist, die aus russischem Rohöl raffiniert wurden. Während der Kreml eine gewisse Immunität gegenüber westlichen Sanktionen angedeutet hat, bleiben Marktanalysten skeptisch hinsichtlich der unmittelbaren Wirksamkeit dieser neuen Beschränkungen. Eine zentrale Sorge gilt dem Verbot von raffinierten Ölprodukten, die in Drittländern aus russischem Öl verarbeitet wurden. Experten betonen die erhebliche Herausforderung, die Rohöleingaben in Raffinerien dieser Nationen zu überwachen, was eine wirksame Durchsetzung des Verbots behindern könnte.

Parallel zu den Bemühungen der EU hat US-Präsident Donald Trump mit der Verhängung von Sanktionen gegen Käufer russischer Exporte gedroht, sofern innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens kein Friedensabkommen erzielt wird. Diese Maßnahmen tragen zur umfassenderen geopolitischen Unsicherheit bei, die die Energiemärkte beeinflusst. Gleichzeitig soll der ebenfalls sanktionierte Produzent Iran Atomgespräche mit Großbritannien, Frankreich und Deutschland aufnehmen, nachdem europäische Mächte gewarnt hatten, dass ein Scheitern der Wiederaufnahme der Verhandlungen zur Wiedereinführung internationaler Sanktionen auf iranische Ölexporte führen könnte.

Handelspolitik und Marktausblick

Über direkte Energiesanktionen hinaus ist die Aussicht auf US-Zölle auf Importe aus der Europäischen Union, die am 1. August in Kraft treten sollen, ein erhebliches Nachfrageproblem. Obwohl US-Handelsminister Howard Lutnick sich zuversichtlich zeigte, ein Handelsabkommen zu sichern, belastet die bevorstehende Frist weiterhin die Marktstimmung. Analysten gehen davon aus, dass diese Zollbedenken bestehen bleiben und möglicherweise jede Unterstützung durch ein knappes Angebot, wie sie durch Ölbestandsdaten angezeigt wird, aufwiegen könnten.

Auf der Angebotsseite erhöhten die Produzenten im Nahen Osten zwar ihre Förderung, doch in den USA war ein Rückgang zu verzeichnen: Die Zahl der aktiven US-Ölbohrinseln fiel laut Baker Hughes auf den niedrigsten Stand seit September 2021. Dieser Rückgang der Bohraktivität bildet einen Kontrast zum gestiegenen internationalen Angebot.

Mit Blick auf die Zukunft scheint sich der Markt innerhalb einer definierten Spanne zu konsolidieren. Brent-Rohöl-Futures wurden kürzlich zwischen etwa 66,34 und 71,53 US-Dollar pro Barrel gehandelt, nachdem am 24. Juni ein Waffenstillstandsabkommen den zwölftägigen Konflikt zwischen Israel und Iran beendet hatte. Das Zusammenspiel von geopolitischen Ereignissen, Angebotsanpassungen und globalen Handelspolitiken wird die Preisbewegungen kurz- bis mittelfristig weiterhin prägen.

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