Kaliforniens Hochgeschwindigkeitsbahn: US-Bund streicht 4 Milliarden Dollar Fördermittel

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By Tom Richter

Das ambitionierte Hochgeschwindigkeitsprojekt California High-Speed Rail hat einen erheblichen Rückschlag von Bundesseite erlitten. Das US-Verkehrsministerium hat über die Federal Railroad Administration (FRA) die Einstellung von rund 4 Milliarden US-Dollar an zuvor zugewiesenen, aber ungenutzten Bundesmitteln bekannt gegeben. Diese Entscheidung markiert einen kritischen Zeitpunkt für die seit langem verzögerte und budgetüberschreitende Initiative und unterstreicht wachsende Bedenken hinsichtlich ihrer finanziellen Tragfähigkeit und des operativen Fortschritts.

  • Die Federal Railroad Administration (FRA) hat die Einstellung von rund 4 Milliarden US-Dollar an Bundesmitteln angekündigt.
  • Das Projekt ist von erheblichen Verzögerungen und Kostenüberschreitungen betroffen, wobei die Schätzungen von ursprünglich 33 Milliarden US-Dollar auf 130 Milliarden US-Dollar gestiegen sind und die Fertigstellung sich bis zum Ende des Jahrhunderts verzögert.
  • US-Verkehrsminister Sean Duffy begründete die Entscheidung mit mangelnder Leistung und Missmanagement.
  • Kaliforniens Gouverneur Gavin Newsom bezeichnete die Maßnahme als „illegal“ und kündigte rechtliche Schritte an.
  • Ein umfassender FRA-Bericht listet schwerwiegende Mängel auf, darunter das Fehlen jeglicher verlegter Hochgeschwindigkeitstrassen.
  • Der Projektumfang wurde auf ein 171 Meilen langes „Early Operating Segment“ reduziert, für das eine Finanzierungslücke von 7 Milliarden US-Dollar besteht.

Bundesentscheidung und Kritik

Verkehrsminister Sean Duffy, der auf eine lange Periode mangelnder Leistung und explodierender Kosten verwies, bezeichnete das Projekt als „Geldverschwendung“ und „Zug ins Nirgendwo“. Die Einstellung der Mittel folgt Monaten intensiver Prüfung, einschließlich einer umfassenden Konformitätsprüfung, die Berichten zufolge schwerwiegende Mängel aufzeigte. Minister Duffy betonte, dass Bundesmittel keine unbefristete Zusage seien und nachweisbare Ergebnisse erforderten, was darauf hindeute, dass die Misserfolge des Projekts dem Management Kaliforniens zuzuschreiben seien. Präsident Donald Trump schloss sich diesen Äußerungen an und äußerte sich zufrieden über die Beendigung der Bundesbeiträge zu diesem von ihm als „katastrophal überteuert“ bezeichneten Vorhaben.

Das Vorgehen der Bundesregierung deckt sich mit der langjährigen Kritik mehrerer Kongressabgeordneter. Der Abgeordnete Kevin Kiley (R-Kalifornien), der ein Gesetz zur Untersagung weiterer Bundesmittel für das Projekt verfasst hatte, bezeichnete es als „die schlimmste öffentliche Infrastrukturkatastrophe in der Geschichte der USA“. Kiley hob die eklatante Abweichung von den ursprünglichen Prognosen hervor: Ein Projekt, das ursprünglich fünf Jahre zuvor zu Kosten von 33 Milliarden US-Dollar hätte fertiggestellt werden sollen, wird nun voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts dauern und mit einem Preisschild von 130 Milliarden US-Dollar versehen sein. Er lobte Präsident Trump und Minister Duffy dafür, dass sie die Steuerzahler von dieser finanziellen Last befreit hätten, und sprach sich dafür aus, dass der Staat das Projekt ebenfalls einstellen und die Verkehrsmittel für drängende Straßeninfrastrukturbedürfnisse umwidmen sollte.

Kaliforniens Erwiderung

Als Reaktion darauf hat der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom die Bundesentscheidung vehement angefochten. Auf X bezeichnete er sie als „illegale Maßnahme“ und erklärte, die Regierung beende „illegal Bundeszuschussvereinbarungen“. Newsoms Büro gab eine Erklärung heraus, in der betont wurde, dass Kalifornien alle verfügbaren Optionen prüfen werde, um die Einstellung der Finanzierung anzufechten. Der Gouverneur stellte auch öffentlich die allgemeine Kompetenz von Minister Duffy in Frage, was dem Finanzierungsstreit eine kontroverse politische Dimension hinzufügte.

Befunde des FRA-Berichts und Projektstatus

Die Entscheidung der FRA zur Einstellung der Mittel basierte auf einem vernichtenden, 300-seitigen Bericht, der Anfang dieses Jahres veröffentlicht wurde und die zahlreichen Mängel des Projekts akribisch dokumentierte. Zu den wichtigsten Erkenntnissen dieser Überprüfung gehörten:

  • Keine Hochgeschwindigkeitsstrecke verlegt: Obwohl der erste Spatenstich vor einem Jahrzehnt erfolgte, wurde keine einzige Hochgeschwindigkeitsstrecke fertiggestellt.
  • Anhaltende Verzögerungen und Nichteinhaltung von Fristen: Das Projekt wurde von fortgesetzten Verzögerungen und der Nichteinhaltung festgelegter Zeitpläne geplagt.
  • Missmanagement und Verschwendung: Nachweise ineffizienter Ressourcenallokation und mangelhafter Projektüberwachung.
  • Explodierende Kosten und Budgetdefizite: Erhebliche Kostenüberschreitungen, die zu einer beträchtlichen Finanzierungslücke selbst für einen Teilabschnitt führten.
  • Überschätzung der prognostizierten Passagierzahlen: Bedenken hinsichtlich der Genauigkeit der anfänglichen Passagierprognosen.

Zusätzlich wies der Bericht auf steigende Kostenüberschreitungen bei den Auftragnehmern und das Versäumnis der California High-Speed Rail Authority (CHSRA) hin, Verträge für Hochgeschwindigkeitszüge rechtzeitig abzuschließen. Das US-Verkehrsministerium hat angedeutet, dass es möglicherweise auch die Rückforderung bereits ausgezahlter Mittel anstreben könnte, was die rechtlichen und finanziellen Auswirkungen für Kalifornien potenziell verschärfen würde.

Ursprünglich als ein umfassendes, 800 Meilen langes Netzwerk geplant, das Los Angeles mit San Francisco verbinden und schließlich bis nach Sacramento und San Diego reichen sollte, wurde der Projektumfang drastisch eingeschränkt. Der aktuelle Fokus liegt auf einem 171 Meilen langen „Early Operating Segment“ (EOS) im Central Valley, das von Merced nach Bakersfield reicht. Selbst für diesen reduzierten Abschnitt identifiziert der Bericht eine beträchtliche Finanzierungslücke von 7 Milliarden US-Dollar, was die tiefgreifenden finanziellen Herausforderungen unterstreicht, die bestehen, noch bevor die umfassendere, langfristige Vision für das Eisenbahnsystem in Betracht gezogen wird.

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