Gref fordert drastische Zinssenkungen: Russlands Wirtschaft in technischer Stagnation

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By Tom Richter

Russlands Wirtschaftslandschaft nähert sich einem kritischen Wendepunkt, wobei führende Finanzexperten offen eine „technische Stagnation“ anerkennen und drastische geldpolitische Änderungen befürworten. Auf dem jüngsten Östlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok betonte German Gref, CEO der Sberbank, Russlands größtem Finanzinstitut, die dringende Notwendigkeit erheblicher Zinssenkungen, um eine tiefere Rezession abzuwenden und der Wirtschaft neue Impulse zu verleihen.

  • Grefs Einschätzung deutet auf eine deutliche wirtschaftliche Verlangsamung hin, mit Daten, die auf ein nahezu Nullwachstum hindeuten.
  • Die Zentralbank hatte zuvor den Leitzins aufgrund des Inflationsdrucks, verstärkt durch den Ukraine-Konflikt, auf bis zu 21 % und dann auf 18 % erhöht.
  • Es werden aggressive Zinssenkungen auf 14 % oder sogar 12 % bis Jahresende gefordert, um die Kreditvergabe anzukurbeln.
  • Die russische Wirtschaft erreichte ihren Höhepunkt wahrscheinlich im letzten Jahr.
  • Die Wachstumsprognosen für das aktuelle Jahr wurden auf etwa 2 % reduziert.
  • Externer Druck durch internationale Sanktionen und Angriffe auf kritische Infrastrukturen tragen maßgeblich zum Abschwung bei.

Grefs Einschätzung basiert auf den jüngsten Wirtschaftsindikatoren, wobei die Zahlen des zweiten Quartals und die nachfolgenden BIP-Daten eine deutliche Verlangsamung hin zu einem nahezu Nullwachstum aufzeigen. Diese Verlangsamung folgt auf eine Phase, in der die Zentralbank ihren Leitzins erheblich angehoben hatte, der zunächst 21 % erreichte, bevor er auf die aktuellen 18 % angepasst wurde, als Reaktion auf Inflationsdruck, der durch den anhaltenden Konflikt in der Ukraine verschärft wurde.

Forderungen nach aggressiven Zinssenkungen

Um der sichtbaren Verlangsamung der Kreditvergabe in allen Marktsegmenten entgegenzuwirken, schlug Gref einen Leitzins von 14 % bis zum Jahresende vor und betonte, dass ein optimaler Satz von 12 % oder niedriger für eine echte wirtschaftliche Wiederbelebung unerlässlich wäre. Diese Ansicht wurde von Alexander Shokhin, Präsident des Russischen Verbandes der Industriellen und Unternehmer (RSPP), geteilt, der eine Senkung auf 16 % vorschlug und 10-12 % als akzeptablen, wenn nicht optimalen Satz für das kommende Jahr ansah.

Experten sind sich weitgehend einig, dass die russische Wirtschaft im vergangenen Jahr ihren Höhepunkt erreicht hat, wobei die Wachstumsprognosen für das laufende Jahr auf etwa 2 % zurückgenommen wurden. Dieser Abschwung wird nicht nur internen politischen Herausforderungen zugeschrieben, sondern auch externem Druck, einschließlich der anhaltenden Auswirkungen internationaler Sanktionen und der operativen Störungen, die durch ukrainische Militärschläge auf kritische Infrastrukturen wie Ölraffinerien und verteidigungsbezogene Anlagen verursacht wurden. Diese Faktoren tragen gemeinsam zu einem eingeschränkten Umfeld für Unternehmen und Investitionen bei, wodurch die Debatte über die Zinspolitik zunehmend in den Mittelpunkt der unmittelbaren wirtschaftlichen Zukunft Russlands rückt.

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