EU-US Handelsabkommen: Gewinner und Verlierer in europäischen Industrien.

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By Markus

Das jüngste Handelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union hat für verschiedene europäische Industrien eine entscheidende Welle der Klarheit gebracht, wenngleich seine Auswirkungen zweigeteilt sind. Während das Abkommen eine Erholungsrallye für bestimmte Sektoren, insbesondere europäische Automobilhersteller und Pharmaunternehmen, ausgelöst hat, verankert es gleichzeitig anhaltende Unsicherheiten und hohe Zölle für andere, allen voran die Stahl- und Aluminiumindustrien. Dieses komplexe Ergebnis unterstreicht die nuancierten Herausforderungen globaler Handelsverhandlungen, indem es einigen sofortige Erleichterung verschafft, während andere weiterhin mit Gegenwind in einer neuen, aber dennoch restriktiven Handelslandschaft zu kämpfen haben.

  • Ein neues Handelsabkommen zwischen den USA und der EU wurde erzielt.
  • EU-Exporte in die USA unterliegen nun einem generellen Zollsatz von 15 %.
  • Die europäischen Aktienmärkte reagierten mit einem Anstieg von rund 1 %.
  • Die Automobil- und Pharmabranche zählen zu den Hauptnutznießern des Abkommens.
  • Der Stahl- und Aluminiumsektor bleibt weiterhin von hohen Zöllen (50 %) betroffen.

Gemäß den Bedingungen des neuen Abkommens, dessen vollständige Details noch ausstehen, werden Exporte der Europäischen Union in die USA im Allgemeinen einem Zoll von 15 % unterliegen. Diese Reduzierung gegenüber potenziell höheren, zuvor befürchteten Sätzen wurde von Investoren weitgehend begrüßt und führte zu einem Anstieg der europäischen Aktienmärkte um etwa 1 %. Analysten haben diese Entwicklung weitgehend als einen bedeutenden positiven Katalysator charakterisiert, der monatelange Marktunsicherheit, die die Anlegerstimmung belastet hatte, effektiv zerstreute.

Sektorale Nutznießer

Die europäische Automobilindustrie erweist sich als Hauptnutznießer der überarbeiteten Handelsbedingungen. Der vereinbarte 15%ige Zoll auf Autoexporte stellt eine erhebliche Reduzierung gegenüber den 25%igen Zöllen dar, denen einige Fahrzeuge ausgesetzt waren, und ist weitaus weniger strafend als die zuvor erwarteten Worst-Case-Szenarien. Eine Analyse von JPMorgan deutete darauf hin, dass die Märkte diese positive Verschiebung weitgehend vorweggenommen hatten, ein Gefühl, das sich in den steigenden Aktienkursen großer Automobilhersteller und ihrer Zulieferer widerspiegelte. Volkswagen beispielsweise verzeichnete in der Woche vor der Ankündigung einen Anstieg seiner Aktien um 12 %. Analysten der Deutschen Bank hoben hervor, dass die Zollnachrichten „sehr solide zugrunde liegende [Zweitquartals-]Ergebnisse verdeckten“, und betonten die robuste europäische Leistung von Volkswagen im Gegensatz zu den Wettbewerbern, wodurch das Unternehmen als Top-Empfehlung im Sektor positioniert wurde.

Auch andere führende europäische Automobilhersteller sind in der Lage, dieses neue Zollumfeld zu meistern. Der Satz von 15 % wird als „überschaubar“ angesehen, wobei Unternehmen erwartet werden, dass sie seine Auswirkungen durch eine Kombination aus erhöhter US-basierter Produktion und angepassten Preiskorrekturen abmildern. Zum Beispiel hatten BMW und Porsche bereits Preiserhöhungen von 2 % bis 4 % implementiert, um zollbedingte Kosten auszugleichen, eine Strategie, die sich als bestätigt erweist. Ähnlich hat der Pharma- und Biotechnologiesektor einen bemerkenswerten Vorteil erfahren, hauptsächlich durch die Beseitigung erheblicher Unsicherheit. Für Unternehmen wie Sartorius, einen Anbieter von Laborausrüstung, hat das Abkommen laut JPMorgan „die letzte verbleibende Sorge über die Auswirkungen von Zöllen beseitigt“. Obwohl ihre Exporte bereits einem 10%igen Zoll unterlagen, wird erwartet, dass die erwartete Erhöhung um 5 Prozentpunkte über Aufschläge bewältigt wird, was die jährlichen Einnahmen potenziell um 1 % steigern und die gesamten Zollauswirkungen auf den bereinigten Gewinn neutralisieren könnte.

Anhaltende Herausforderungen

Im Gegensatz dazu bleibt die Aussicht für den Stahl- und Aluminiumsektor erheblich unklar. Obwohl die EU zukünftige Zollsenkungen angedeutet hat, unterliegen Exporte vom Kontinent in die USA derzeit weiterhin einem hohen Zoll von 50 %. Diese mangelnde klare Lösung schafft ein gemischtes und herausforderndes Umfeld für große Produzenten, darunter ArcelorMittal, dessen Investitionsprofil von JPMorgan-Analysten als „gestrandet“ zwischen schwachen Stahlpreisen und einem schwer fassbaren Handelsabkommen beschrieben wurde, das die Preissetzungsmacht verbessern könnte. Hydro, ein globaler Aluminiumproduzent, erklärte, dass die seit Juni geltenden anhaltenden 50%igen Zölle „die aktuellen Marktdynamiken nicht ändern werden“ und äußerte anhaltende Besorgnis über das Risiko einer Eskalation des Handelskrieges, der die globale Aluminiumnachfrage beeinflussen könnte.

Langfristige Betrachtungen

Trotz der anfänglichen Marktbegeisterung deutet eine strategische Analyse auf eine komplexere langfristige Auswirkung hin. Ökonomen der UBS warnen, dass das Abkommen zwar erfolgreich die unmittelbare Unsicherheit und das Risiko einer weiteren Handelseskalation reduziert, gleichzeitig aber eine „deutliche Verschlechterung der Exportbedingungen europäischer Unternehmen in die USA“ formalisiert. Diese Perspektive deutet darauf hin, dass das Abkommen, anstatt die Handelsnormen vor den Zöllen vollständig wiederherzustellen, eine neue Grundlage mit höheren Barrieren schafft, die transatlantische Lieferketten und Investitionsstrategien im Laufe der Zeit potenziell neu gestalten könnte.

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