Der Digitale Produktpass (DPP – Digital Product Passport) verändert die Art und Weise, wie wir über Produkte denken – von ihrer Konstruktion über die Wartung bis hin zur Wiederverwendung und Entsorgung. Für Unternehmen, die große Maschinenflotten oder komplexe Anlagen verwalten, bietet der DPP reale Chancen auf zahlreiche Vorteile. Was kann man gewinnen? Vor allem höhere Transparenz, geringere Kosten und Verbesserungen bei ESG-Kennzahlen. In der Praxis handelt es sich um ein Informationssystem über Produkte, dessen Wert und Zuverlässigkeit maßgeblich von der Qualität der Daten abhängt. Hier kommt CMMS ins Spiel – im Folgenden die wichtigsten Informationen zum DPP und wie CMMS dabei unterstützt.
Was ist der Digitale Produktpass (DPP)?
Der DPP ist ein geplanter Mechanismus zur elektronischen „Identität“ eines Produkts. Die Verwendung des Wortes „Pass“ ist hierbei nicht zufällig. Ähnlich wie ein Pass als Ausweisdokument für Menschen, ist der DPP für Maschinen eine Sammlung strukturierter Informationen über ein Gerät, digital verfügbar. Was enthält er? Unter anderem Zusammensetzung, Herkunft, technische Parameter, Servicehistorie, Reparaturanleitungen, mögliche Recyclingpfade und weitere Daten, die für einen nachhaltigen Lebenszyklus relevant sind.
In der Europäischen Union wurde das Konzept des DPP in die Rahmenregelungen ESPR (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) aufgenommen. Aus dieser Perspektive handelt es sich um einen Mechanismus, der Transparenz erhöht und die Umsetzung von Kreislaufwirtschaftsprinzipien ermöglicht. Wichtig ist, dass es sich hierbei nicht nur um eine Marketingidee handelt. Es ist ein Teil des rechtlichen und technischen Rahmens, der für viele Produktgruppen Mindestanforderungen an Informationen vorschreibt.
Derzeit laufen Arbeiten zur Finalisierung der DPP-Vorschriften. Die Pflicht zur Einführung von Pässen für Maschinen beginnt ab 2026. Anfangs betroffen sind die Branchen Elektronik, Textilien und Batterien. Ab 2027 werden u. a. die Stahl- und Eisenindustrie einbezogen. Einen vollständigen Implementierungsplan finden Sie auf den Internetportalen der Europäischen Union.
Welche Daten sollte der DPP enthalten? Rolle der Serviceinformationen
Der DPP kann je nach Maschinentyp und regulatorischen Vorgaben ein breites Spektrum an Daten enthalten. Für Praktiker im Bereich Instandhaltung sind jedoch vor allem folgende Betriebsinformationen entscheidend:
- Geräteidentifikation
- Detaillierte Historie von Wartungen und Instandhaltungsarbeiten
- Ausgetauschte Teile
- Anzahl der Betriebsstunden
- Arbeitszyklen
- Alarmmeldungen bei Ausfällen
- Eingesetzte Software-Updates
- Durchgeführte physische Modifikationen
Solche Aufzeichnungen erhöhen nicht nur den Informationswert des Passes. Sie ermöglichen auch die Bewertung des tatsächlichen Verschleißgrades und die Analyse der Eignung von Komponenten für Reparaturen oder Recycling. Daten zu Wartung und Service werden ein Pflichtbestandteil des DPP oder zumindest ein Schlüsselfaktor für die Produktkonformität sein.
CMMS – natürliche Datenquelle für DPP
CMMS-Software (Computerized Maintenance Management System) ist ein zentrales Werkzeug für die Instandhaltung. Ihre Funktion umfasst unter anderem die Zentralisierung von Informationen über das Anlagevermögen des Unternehmens. Was bedeutet das? Darunter fallen Themen wie Geräteverwaltung, Wartungspläne, Serviceaufträge, Kontrolle von Ersatzteilbeständen, Kostenberichte und Leistungsberichte. Letztlich helfen CMMS-Systeme bei der Planung von Arbeiten, der Erfassung von Ereignissen und der Dokumentation technischer Korrekturen. Es ist somit ersichtlich, dass solche Programme genau das liefern, was der DPP benötigt – nachvollziehbare Betriebsaufzeichnungen, datiert und mit eindeutiger Geräte-ID verknüpft.
In der Praxis kann CMMS auf verschiedene Weise im Kontext des DPP genutzt werden. Möglich ist zum Beispiel die automatische Bereitstellung von Logs über ausgeführte Aufträge oder Teilenummern. Auch der Zugriff auf unterstützende Dokumente (Fotos, Protokolle) ist möglich. Dies erhöht sowohl die Zuverlässigkeit als auch die Auditierbarkeit des DPP.
Daten-Mapping zwischen CMMS und DPP
Damit CMMS als effiziente DPP-Datenquelle dienen kann, ist vor allem ein durchdachtes Daten-Mapping notwendig. Welche Informationen können übertragen werden? Beispiele für Datenkategorien, die aus CMMS exportiert werden können:
- Eindeutiger Produkt-Identifikator – UID, Seriennummer oder GID
- Wartungshistorie – mit Datum, Ausführendem, Arbeitsbeschreibung und KPI (z. B. Betriebsstunden)
- Reparaturhistorie – Ausfallursachen, ausgetauschte Teile (inklusive Katalognummern), Kosten
- Modernisierungen und Modifikationen – sowohl technische Komponenten als auch neue Softwareversionen
- Diagnosedaten – Sensormessungen, Testergebnisse
- Unterstützende Dokumentation – z. B. Handbücher, Zertifikate, Fotos nach Reparaturen oder Prüfberichte
Technisch kann der Datentransfer über API, CSV/XML-Export nach vereinbartem Schema oder Middleware erfolgen, die die Daten vor Speicherung normalisiert. Grundlegend ist die Konsistenz von Identifikatoren und Daten. Jedes Ereignis im CMMS muss mit derselben UID verknüpft sein, die im DPP verwendet wird.
Identifikationsstandards und Interoperabilität
Eine erfolgreiche DPP-Implementierung erfordert Standards für Identifikatoren und Datenformate. So können verschiedene Systeme die gleichen Informationen korrekt interpretieren. Einige Organisationen arbeiten bereits daran, bestehende Standards an DPP-Anforderungen anzupassen. GS1 ist ein Beispiel, das unter anderem Standards für 2D-Codes und Web-Referenzen entwickelt.
Praktisch bedeutet dies: Verwendung standardisierter Identifikatoren wie GTIN, GIAI oder Seriennummern mit definierter Syntax. Hinzu kommen Metadaten in festgelegtem Format. Dies erleichtert die Integration zwischen CMMS, ERP-Systemen, Supply-Chain-Systemen und DPP-Registern. GS1-Dokumente beschreiben zudem technische Szenarien und empfohlene Integrationspraktiken.
Datenmodell: Modell, Serie, Einzelgerät
In der Praxis wird häufig zwischen drei DPP-Ebenen unterschieden:
- Modell – gemeinsame Informationen für eine gesamte Produktlinie
- Serie/Batch – Produktionsdaten für eine Gruppe von Geräten
- Einzelgerät – vollständige Historie eines Geräts
Für CMMS sind vor allem die Daten auf Einzelgeräteebene relevant, da hier die eindeutige Nutzungshistorie und Reparaturen erfasst werden. Einige Daten, wie Materialzusammensetzung, eignen sich besser für Modell- oder Serienebene.
Architektur der Integration – praktische Muster für DPP
Die Einführung von DPP erfordert die Anpassung der Integration zwischen bestehenden Systemen. Beim Abruf von CMMS-Daten lassen sich typische Muster unterscheiden: direkte API-Integration mit Endpoints, Middleware als Normalisierungsschicht oder Event-Streaming für Echtzeit-Updates. Für viele Organisationen ist ein gestaffeltes Vorgehen sicher: zunächst historischer Export und Mapping der Schlüsselattribute, anschließend Automatisierung neuer Einträge.
Sicherheit, Datenschutz und Auditierbarkeit
Potenzielle Risiken des DPP: Manipulation der Historie, unautorisierter Zugriff auf technische Daten, Offenlegung von Schwachstellen. Daher sind entsprechende Sicherheitsmaßnahmen erforderlich: Authentifizierung, Rollenmanagement, SSO, Auditlogs, Versionskontrolle, eingeschränkter Datenzugriff. Digitale Signaturen oder zertifizierte Logs erhöhen das Vertrauen in die Einträge.
Geschäftliche Vorteile – Compliance, ESG und operative Wertschöpfung
DPP-Daten aus CMMS liefern nicht nur Compliance-Vorteile, sondern auch konkrete betriebliche Vorteile: bessere Entscheidungen zu Wartung und Austausch, optimierte Ersatzteilverwaltung, längere Lebenszyklen, höhere Recyclingquoten, reduzierte Stillstandszeiten.
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Markus ist unser Finanzprofi mit einem siebten Sinn für Zinsänderungen und Wirtschaftstrends. Wenn er nicht gerade durch Bilanzen stöbert oder die neuesten Börsennachrichten kommentiert, sucht er verzweifelt nach dem perfekten Cappuccino – vorzugsweise unter 2 Euro. Sein Motto: „Kaffee rein, Aktien rauf.“