Die Berechnung des Free Cash Flow: Ein Schlüssel zur Unternehmensbewertung

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By Lisa Hoffmann

Inhaltsverzeichnis

Die Bewertung eines Unternehmens ist eine der fundamentalsten Aufgaben in der Finanzwelt, sei es für Fusionen und Übernahmen, Investitionsentscheidungen, Kapitalbeschaffung oder strategische Planung. Sie liefert eine objektive Grundlage für den Wert eines Unternehmens und hilft Stakeholdern, fundierte Entscheidungen zu treffen. Während es verschiedene Ansätze zur Unternehmensbewertung gibt, hat sich die Discounted Cash Flow (DCF)-Methode als eine der robustesten und am weitesten verbreiteten Methoden etabliert. Im Herzen des DCF-Modells steht der Free Cash Flow (FCF), eine Kennzahl, die die Fähigkeit eines Unternehmens widerspiegelt, Barmittel zu generieren, die nach Abzug aller notwendigen Investitionen in das operative Geschäft für die Kapitalgeber frei zur Verfügung stehen.

Der Free Cash Flow unterscheidet sich grundlegend von Gewinnkennzahlen wie dem Nettogewinn, die stark von Bilanzierungsstandards und nicht-zahlungswirksamen Posten beeinflusst werden können. Er bietet eine klarere Perspektive auf die tatsächliche Liquiditätsgenerierung eines Unternehmens und ist daher ein bevorzugter Maßstab für Investoren und Analysten, die den intrinsischen Wert einer Firma ermitteln möchten. Das Verständnis, wie dieser entscheidende Wert korrekt berechnet wird, ist von größter Bedeutung für jeden, der sich professionell mit Unternehmensfinanzen auseinandersetzt oder tiefer in die Welt der Investitionen eintauchen möchte. Wir werden uns eingehend mit den Komponenten und Feinheiten der Free Cash Flow-Berechnung befassen und aufzeigen, wie man diese komplexe, aber unverzichtbare Kennzahl präzise für Bewertungszwecke ableitet.

Grundlagen des Free Cash Flow und seine Bedeutung für die Unternehmensbewertung

Der Begriff „Free Cash Flow“ ist in der Finanzanalyse allgegenwärtig, aber seine genaue Bedeutung und Ableitung sind oft Gegenstand intensiver Diskussionen. Im Kern repräsentiert der Free Cash Flow die liquiden Mittel, die ein Unternehmen generiert, nachdem alle Ausgaben für den laufenden Betrieb und die notwendigen Investitionen in Sachanlagen und Umlaufvermögen getätigt wurden. Es ist der Überschuss an Barmitteln, der den Kapitalgebern – sowohl den Eigenkapitalgebern als auch den Fremdkapitalgebern – zur Verfügung steht, um Zinsen, Dividenden auszuschütten, Schulden zu tilgen oder Aktien zurückzukaufen. Die Stärke des Free Cash Flow als Bewertungskriterium liegt in seiner Fokussierung auf die tatsächliche Cash-Generierung und nicht auf den buchhalterischen Gewinn. Buchhalterische Gewinne können durch verschiedene Rechnungslegungsgrundsätze (z.B. Abschreibungen, Rückstellungen, latente Steuern) verzerrt werden und spiegeln nicht immer die wahre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Unternehmens wider.

Wenn wir über Unternehmensbewertung sprechen, suchen wir nach dem intrinsischen Wert eines Unternehmens, der auf seinen zukünftigen Ertragsaussichten basiert. Da Investoren letztlich an den Barmittelzuflüssen interessiert sind, die ein Unternehmen über seine Lebensdauer generieren kann, ist der Free Cash Flow die logische und bevorzugte Größe für Discounted Cash Flow (DCF)-Modelle. Er ermöglicht es uns, die zukünftigen Cash Flows eines Unternehmens zu prognostizieren und diese auf den heutigen Wert abzuzinsen, um einen fairen Wert zu ermitteln. Dieser Ansatz ist besonders wertvoll, da er weniger anfällig für kurzfristige Buchhaltungsschwankungen ist und ein langfristiges, fundamentales Bild des Unternehmens zeichnet.

Warum Free Cash Flow anderen Kennzahlen überlegen ist

Der Vergleich des Free Cash Flow mit anderen gängigen Kennzahlen wie dem Nettogewinn oder EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, and Amortization) verdeutlicht seine Überlegenheit für Bewertungszwecke.

* Nettogewinn: Der Nettogewinn ist die unterste Zeile der Gewinn- und Verlustrechnung und das, was nach Abzug aller Kosten, Steuern und Zinsen übrig bleibt. Er ist jedoch eine stark buchhalterisch geprägte Größe, die nicht-zahlungswirksame Aufwendungen wie Abschreibungen und Amortisationen sowie Rückstellungen enthält. Ein Unternehmen kann einen hohen Nettogewinn ausweisen, aber gleichzeitig einen negativen Free Cash Flow haben, wenn es zum Beispiel hohe Investitionen tätigen muss oder sein Umlaufvermögen stark ansteigt. Für Investoren ist es entscheidend zu wissen, wie viel Bargeld tatsächlich zur Verfügung steht, nicht nur, wie viel Gewinn auf dem Papier ausgewiesen wird.
* EBITDA: Das EBITDA ist eine beliebte Kennzahl, um die operative Leistungsfähigkeit eines Unternehmens vor Finanzierungs- und Abschreibungsentscheidungen zu beurteilen. Es eliminiert die Auswirkungen von Abschreibungen und Amortisationen (nicht-zahlungswirksame Posten) sowie Zinsen und Steuern. Während EBITDA nützlich ist, um die Rentabilität zu vergleichen, vernachlässigt es zwei entscheidende Aspekte der Cash-Generierung: die notwendigen Investitionen in Sachanlagen (CapEx) und die Veränderungen im Netto-Umlaufvermögen (NWC). Ein Unternehmen kann ein hohes EBITDA haben, aber wenn es ständig hohe Investitionen tätigen muss, um seinen Betrieb aufrechtzuerhalten oder zu wachsen, oder wenn es viel Kapital im Umlaufvermögen bindet, wird der tatsächlich verfügbare Free Cash Flow deutlich geringer sein. Für eine umfassende Bewertung, die die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells berücksichtigt, ist das EBITDA allein unzureichend.

Der „Cash is King“-Grundsatz unterstreicht, dass letztlich die Fähigkeit eines Unternehmens, Barmittel zu generieren, sein Überleben und seine langfristige Wertschöpfung sichert. Unternehmen, die konsequent positive und wachsende Free Cash Flows erzielen, sind in der Regel finanziell stabiler, flexibler und widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen. Sie können aus eigener Kraft in Wachstum investieren, Schulden abbauen oder Kapital an ihre Aktionäre zurückgeben.

Free Cash Flow to Firm (FCFF) vs. Free Cash Flow to Equity (FCFE)

Es gibt im Wesentlichen zwei Hauptarten des Free Cash Flow, die für die Bewertung relevant sind:

1. Free Cash Flow to Firm (FCFF): Auch bekannt als „unlevered free cash flow“, repräsentiert der FCFF den gesamten Free Cash Flow, der allen Kapitalgebern eines Unternehmens (sowohl Eigenkapital- als auch Fremdkapitalgebern) zur Verfügung steht, bevor Zinszahlungen geleistet oder Schulden getilgt werden. Er ist unabhängig von der Kapitalstruktur des Unternehmens und spiegelt die operative Cash-Generierung des gesamten Unternehmens wider. Der FCFF wird in der Regel verwendet, wenn das gesamte Unternehmen bewertet werden soll (Enterprise Value), und die Diskontierung erfolgt mit dem Weighted Average Cost of Capital (WACC), der die Kosten für Eigen- und Fremdkapital berücksichtigt.
2. Free Cash Flow to Equity (FCFE): Der FCFE hingegen ist der Free Cash Flow, der nach Abzug aller betrieblichen Ausgaben, notwendigen Investitionen und Zinszahlungen sowie nach Berücksichtigung der Nettoverschuldung (neue Schulden minus Tilgung) nur den Eigenkapitalgebern zur Verfügung steht. Dieser Cash Flow wird verwendet, um nur das Eigenkapital des Unternehmens (Equity Value) zu bewerten, und die Diskontierung erfolgt mit dem Eigenkapitalkostensatz (Cost of Equity).

Für die Unternehmensbewertung und die Ermittlung des „Enterprise Value“ wird in den meisten Fällen der Free Cash Flow to Firm (FCFF) bevorzugt. Der Hauptgrund dafür ist, dass der FCFF die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens isoliert betrachtet, unabhängig davon, wie es finanziert wird. Dies macht ihn besser vergleichbar zwischen Unternehmen mit unterschiedlichen Kapitalstrukturen und vermeidet die Notwendigkeit, zukünftige Finanzierungsentscheidungen detailliert zu prognostizieren, die oft schwer abzuschätzen sind. Wenn wir also in diesem Artikel von Free Cash Flow sprechen, meinen wir in der Regel den FCFF, es sei denn, es wird explizit anders angegeben. Unser Ziel ist es, die Fähigkeit eines Unternehmens zu bewerten, Barmittel zu generieren, die für alle Kapitalgeber zur Verfügung stehen.

Der Pfad zur Berechnung des Free Cash Flow to Firm (FCFF): Eine detaillierte Aufschlüsselung

Die Berechnung des Free Cash Flow to Firm (FCFF) kann auf verschiedene Weisen erfolgen, aber die gängigste und transparenteste Methode beginnt mit dem NOPAT (Net Operating Profit After Tax) und berücksichtigt dann Anpassungen für nicht-zahlungswirksame Posten sowie Investitionen in das Sachanlage- und Umlaufvermögen. Die grundlegende Formel lautet:

FCFF = NOPAT + Abschreibungen & Amortisationen – Investitionen in Sachanlagen (CapEx) – Veränderung des Netto-Umlaufvermögens (Net Working Capital)

Jeder dieser Bestandteile erfordert eine sorgfältige Analyse und oft Anpassungen, um ein präzises Bild des Free Cash Flow zu erhalten. Lassen Sie uns jeden Schritt im Detail untersuchen.

Schritt 1: Ermittlung des NOPAT (Net Operating Profit After Tax)

NOPAT, der Net Operating Profit After Tax, ist der Betriebsgewinn nach Steuern, aber *vor* Berücksichtigung von Zinsaufwendungen. Er ist eine Schlüsselgröße, da er die Rentabilität des Kerngeschäfts eines Unternehmens widerspiegelt, isoliert von seinen Finanzierungsentscheidungen. Für die Bewertung des gesamten Unternehmens ist es entscheidend, die Ertragskraft der operativen Vermögenswerte zu erfassen, unabhängig davon, wie diese Vermögenswerte finanziert wurden.

Die Formel für NOPAT lautet:
NOPAT = EBIT * (1 - Steuersatz)

Lassen Sie uns die Bestandteile genauer betrachten:

Das EBIT (Earnings Before Interest and Taxes)

Das EBIT ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern und ist oft in der Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens zu finden. Es repräsentiert das operative Ergebnis, bevor die Auswirkungen von Finanzierung und Besteuerung berücksichtigt werden. Um das EBIT aus den Finanzberichten abzuleiten, beginnen wir in der Regel mit dem Umsatz und subtrahieren die Umsatzkosten, die Vertriebs- und Verwaltungskosten sowie andere betriebliche Aufwendungen.

EBIT = Umsatz - Umsatzkosten - Vertriebs- und Verwaltungskosten - sonstige betriebliche Aufwendungen

Wichtige Anpassungen des EBIT:

Es ist entscheidend, das ausgewiesene EBIT sorgfältig zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen, um ein „normalisiertes“ oder „nachhaltiges“ operatives Ergebnis zu erhalten, das die Basis für zukünftige Prognosen bildet. Häufige Anpassungen umfassen:

* Nicht-wiederkehrende Posten: Unternehmen weisen manchmal Sondereffekte oder Einmaleffekte aus, die das Ergebnis einmalig beeinflussen, aber nicht Teil des regulären Betriebs sind. Dazu gehören:
* Gewinne oder Verluste aus dem Verkauf von Vermögenswerten (z.B. Immobilien, Geschäftsbereichen).
* Restrukturierungskosten oder Abfindungen für Personalabbau.
* Kosten für Rechtsstreitigkeiten oder außerordentliche Versicherungsfälle.
* Abschreibungen auf Goodwill oder immaterielle Vermögenswerte (Impairment Charges), wenn sie außergewöhnlich hoch sind und nicht als Teil der normalen Abschreibungen betrachtet werden können.
Für Bewertungszwecke sollten diese Posten vom EBIT eliminiert werden, da sie nicht die zukünftige, nachhaltige operative Leistung widerspiegeln. Wenn beispielsweise ein Unternehmen einen großen Gewinn aus dem Verkauf einer Tochtergesellschaft erzielt hat, sollte dieser aus dem EBIT herausgerechnet werden, um ein realistisches Bild des Kernbetriebs zu erhalten.
* Nicht-operative Erträge und Aufwendungen: Manchmal sind in den „sonstigen Erträgen“ oder „sonstigen Aufwendungen“ Posten enthalten, die nicht direkt mit dem Kerngeschäft zusammenhängen. Beispiele hierfür sind Zinserträge aus überschüssiger Liquidität oder Erträge aus Beteiligungen, die nicht konsolidiert werden. Diese sollten ebenfalls aus dem EBIT entfernt werden, da NOPAT ausschließlich die operative Leistung abbilden soll. Wenn ein Unternehmen beispielsweise bedeutende Einkünfte aus einer passiven Investition in ein anderes Unternehmen hat, die im „sonstigen Ergebnis“ verbucht sind, sollten diese nicht Teil des NOPAT sein.
* Aktienbasierte Vergütung: Obwohl es sich um eine nicht-zahlungswirksame Aufwendung handelt, ist die aktienbasierte Vergütung (Stock-Based Compensation) ein wiederkehrender und wesentlicher Bestandteil der Mitarbeitervergütung vieler Unternehmen, insbesondere in der Technologiebranche. Ihre Behandlung im NOPAT kann variieren. Für Bewertungszwecke wird sie oft als operative Aufwendung belassen, da sie eine echte Kostenkomponente darstellt, auch wenn sie nicht zu einem direkten Cash-Abfluss führt.
* Leasingverbindlichkeiten (IFRS 16 / ASC 842): Mit der Einführung neuer Leasingstandards werden viele vormals operative Leasingverträge als Finanzierungsleasing bilanziert. Dies führt dazu, dass Zinsaufwendungen und Abschreibungen auf die Nutzungsrechte in der Gewinn- und Verlustrechnung erscheinen. Das EBIT, wie es in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen wird, kann durch diese Änderungen beeinflusst werden. Für eine konsistente NOPAT-Berechnung, die die operative Leistung vor Finanzierungsentscheidungen abbildet, sollte man sicherstellen, dass die Zinskomponente des Leasingaufwands nicht im EBIT enthalten ist. Idealerweise sollte man sich ein EBIT „as if operating leases were still operating leases“ vorstellen oder die Zinskomponente herausrechnen, um die operative Vergleichbarkeit zu gewährleisten.

Der Steuersatz

Nach der Ermittlung des bereinigten EBIT wenden wir den Steuersatz an. Hierbei ist Vorsicht geboten:

* Tatsächlicher Steuersatz (Effective Tax Rate): Der tatsächliche Steuersatz, der in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen wird (Steueraufwand geteilt durch Vorsteuergewinn), kann durch verschiedene Faktoren wie Steuergutschriften, Steuerverluste aus Vorjahren oder unterschiedliche Besteuerung von Gewinnen im In- und Ausland verzerrt sein.
* Marginaler Steuersatz (Marginal Tax Rate): Dies ist der Steuersatz, der auf den nächsten Euro zusätzlichen Gewinns anfallen würde. Er kann für zukünftige Prognosen relevant sein, insbesondere wenn sich die Steuergesetzgebung ändert oder ein Unternehmen in eine höhere oder niedrigere Steuerklasse wächst.
* Normalisierter Steuersatz (Normalized Tax Rate): Für Bewertungszwecke ist es oft am besten, einen normalisierten oder langfristigen Steuersatz zu verwenden, der die erwartete zukünftige Steuerbelastung eines Unternehmens in seiner Branche und seinen geografischen Märkten widerspiegelt. Dies glättet die Auswirkungen von einmaligen Steuereffekten und gibt ein realistischeres Bild der nachhaltigen Steuerlast. Manchmal wird der Körperschaftsteuersatz des Landes oder der Länder, in denen das Unternehmen hauptsächlich tätig ist, als Grundlage genommen.

Beispiel für NOPAT-Berechnung:
Angenommen, ein Technologieunternehmen hat im letzten Jahr ein EBIT von 150 Millionen Euro ausgewiesen. In diesem EBIT ist ein Gewinn von 10 Millionen Euro aus dem Verkauf eines nicht-operativen Vermögenswerts enthalten. Der normalisierte Steuersatz für Unternehmen in dieser Branche und Region beträgt 25%.

1. Bereinigtes EBIT = 150 Mio. € (ausgewiesen) – 10 Mio. € (nicht-operativer Gewinn) = 140 Mio. €
2. NOPAT = 140 Mio. € * (1 – 0.25) = 140 Mio. € * 0.75 = 105 Mio. €

Der NOPAT von 105 Millionen Euro ist der operative Gewinn nach Steuern, der für die Bereitstellung des Free Cash Flow für alle Kapitalgeber zur Verfügung steht.

Schritt 2: Anpassung um nicht-zahlungswirksame Aufwendungen: Abschreibungen und Amortisationen

Abschreibungen (Depreciation) und Amortisationen (Amortization), oft zusammen als D&A bezeichnet, sind nicht-zahlungswirksame Aufwendungen. Das bedeutet, sie mindern zwar den ausgewiesenen Gewinn in der Gewinn- und Verlustrechnung, führen aber nicht zu einem direkten Abfluss von Barmitteln im laufenden Geschäftsjahr. Sie stellen lediglich die Verteilung der Kosten für zuvor getätigte Investitionen in Sachanlagen (Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge) und immaterielle Vermögenswerte (Patente, Lizenzen, Software) über deren Nutzungsdauer dar.

Da wir im Free Cash Flow die *tatsächlich* verfügbaren Barmittel ermitteln wollen, müssen wir die Abschreibungen und Amortisationen, die im EBIT bereits abgezogen wurden, wieder addieren.

FCFF = NOPAT + Abschreibungen & Amortisationen ...

Wo findet man D&A?

* Gewinn- und Verlustrechnung: Abschreibungen und Amortisationen sind oft als separate Posten oder innerhalb der Kosten der verkauften Waren (Cost of Goods Sold) oder der Betriebs- und Verwaltungskosten ausgewiesen.
* Kapitalflussrechnung (Cash Flow Statement): Die Kapitalflussrechnung ist die beste Quelle, da sie eine eigene Zeile für „Abschreibungen und Amortisationen“ im operativen Bereich enthält, die dort zum Nettogewinn addiert werden, um den Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit vor Veränderungen des Umlaufvermögens zu ermitteln. Dies ist oft die klarste und vollständigste Angabe.
* Anhang zum Jahresabschluss: Die Anhänge enthalten detaillierte Angaben zu den Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten, einschließlich der jährlichen Abschreibungs- und Amortisationsmethoden und -beträge.

Unterscheidung zwischen Abschreibungsarten und deren Auswirkung

Es gibt verschiedene Methoden zur Abschreibung (z.B. lineare Abschreibung, degressive Abschreibung), die den zeitlichen Verlauf der Abschreibung beeinflussen. Für die Free Cash Flow-Berechnung ist die Methode weniger relevant, da wir lediglich den Gesamtbetrag addieren, der den Gewinn gemindert hat, aber keinen Cash-Abfluss darstellt. Wichtig ist jedoch, dass alle buchhalterisch erfassten Abschreibungen und Amortisationen berücksichtigt werden.

Berücksichtigung von Wertminderungen (Impairment Charges)

Wertminderungen auf Sachanlagen oder immaterielle Vermögenswerte (z.B. Goodwill-Impairments) sind ebenfalls nicht-zahlungswirksame Aufwendungen. Wenn ein Unternehmen feststellt, dass der Buchwert eines Vermögenswerts seinen beizulegenden Zeitwert übersteigt, muss es eine Wertminderung verbuchen. Diese Wertminderungen können erheblich sein und das operative Ergebnis stark beeinflussen. Ähnlich wie bei den Abschreibungen müssen Wertminderungen für die Free Cash Flow-Berechnung zum NOPAT addiert werden, da sie keinen direkten Cash-Abfluss darstellen und die Cash-Generierung des Unternehmens nicht mindern. Allerdings muss man vorsichtig sein: Handelt es sich um eine einmalige Wertminderung oder ist sie symptomatisch für ein unterliegendes Problem, das zukünftige Cash Flows beeinträchtigen könnte? Für die Prognose zukünftiger FCFs sollte man in der Regel keine Wertminderungen in den Prognosezeitraum einbeziehen, es sei denn, es gibt spezifische Gründe dafür.

Beispiel für D&A-Anpassung:
Nehmen wir an, das Technologieunternehmen aus dem vorherigen Beispiel hat Abschreibungen und Amortisationen in Höhe von 30 Millionen Euro in seiner Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen.

FCFF (Zwischenstand) = 105 Mio. € (NOPAT) + 30 Mio. € (Abschreibungen & Amortisationen) = 135 Mio. €

Dieser Betrag repräsentiert den operativen Cash Flow vor Investitionen in das Sachanlage- und Umlaufvermögen.

Schritt 3: Berücksichtigung von Investitionen in Sachanlagen (Capital Expenditures – CapEx)

Investitionen in Sachanlagen, oder Capital Expenditures (CapEx), sind die Ausgaben, die ein Unternehmen tätigt, um seine langfristigen Vermögenswerte zu kaufen, zu verbessern oder instand zu halten. Dazu gehören Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge, Ausrüstung und oft auch signifikante Softwareentwicklung. Obwohl diese Ausgaben für den zukünftigen Betrieb und das Wachstum eines Unternehmens unerlässlich sind, stellen sie einen erheblichen Abfluss von Barmitteln dar. Daher müssen sie vom operativen Cash Flow abgezogen werden, um den wahren Free Cash Flow zu ermitteln.

FCFF = ... - Investitionen in Sachanlagen (CapEx) ...

Wo findet man CapEx?

Die beste Quelle für die tatsächlichen CapEx ist die Kapitalflussrechnung im Bereich der Investitionstätigkeiten (Investing Activities). Hier finden Sie Posten wie „Kauf von Sachanlagen und immateriellen Vermögenswerten“ oder „Investitionen in Immobilien, Anlagen und Ausrüstung“. Es ist wichtig, den *Netto*-CapEx zu verwenden, d.h. Käufe abzüglich der Erlöse aus dem Verkauf von Sachanlagen.

Unterscheidung zwischen Instandhaltungs-CapEx und Wachstums-CapEx

Für die Bewertung ist es oft hilfreich, zwischen zwei Arten von CapEx zu unterscheiden:

* Instandhaltungs-CapEx (Maintenance CapEx): Dies sind die Investitionen, die notwendig sind, um das aktuelle Niveau der Geschäftstätigkeit und die vorhandene Kapazität aufrechtzuerhalten. Ohne diese Investitionen würden die Vermögenswerte verfallen und die operative Leistung würde sinken. Beispiele sind der Ersatz alter Maschinen oder die Reparatur von Gebäuden. In der Regel entsprechen die Instandhaltungsinvestitionen ungefähr den Abschreibungen, wenn das Unternehmen weder wächst noch schrumpft und seine Anlagen nicht erneuert.
* Wachstums-CapEx (Growth CapEx): Dies sind Investitionen, die über die reine Instandhaltung hinausgehen und auf die Erweiterung der Kapazitäten, die Steigerung des Umsatzes oder die Einführung neuer Produkte abzielen. Beispiele sind der Bau einer neuen Fabrik, der Erwerb neuer Technologien zur Steigerung der Produktion oder Investitionen in Forschung und Entwicklung zur Markteinführung innovativer Produkte.

Für Bewertungszwecke und die Prognose zukünftiger CapEx ist diese Unterscheidung wichtig. In einem terminalen Wert (perpetual growth) Modell, in dem angenommen wird, dass das Unternehmen mit einer konstanten Rate wächst, wird oft davon ausgegangen, dass die CapEx langfristig mit den Abschreibungen Schritt halten und nur geringfügig darüber liegen, um ein nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen. In Wachstumsphasen hingegen können die CapEx die Abschreibungen erheblich übersteigen.

Herausforderungen bei der Ermittlung und Prognose von CapEx

* Prognose: Die Prognose zukünftiger CapEx ist oft schwierig, da sie von strategischen Entscheidungen des Managements, technologischen Entwicklungen und makroökonomischen Faktoren abhängt. Analysten verwenden oft historische Verhältnisse (z.B. CapEx als Prozentsatz des Umsatzes) oder Prognosen des Managements.
* Leasingverträge (IFRS 16 / ASC 842): Mit den neuen Leasingstandards werden Nutzungsrechte an geleasten Vermögenswerten in der Bilanz aktiviert und über deren Laufzeit abgeschrieben. Die ursprüngliche Zahlung für diese Nutzungsrechte wird als Finanzierungsaktivität in der Kapitalflussrechnung behandelt (als Tilgung der Leasingverbindlichkeit). Für die FCF-Berechnung kann es sinnvoll sein, die Ausgaben für operative Leasingverträge (wie sie vor IFRS 16 waren) zu modellieren und von den Cash Flows abzuziehen, da sie de facto betriebsnotwendige Ausgaben sind, die das Geschäft unterhalten. Dies ist eine komplexe Anpassung, die darauf abzielt, die Vergleichbarkeit und die wirtschaftliche Realität abzubilden. Manchmal werden auch die Tilgungszahlungen für die Leasingverbindlichkeiten im Cash Flow Statement zu den CapEx hinzugerechnet, um die Investitionen in die Nutzung von Vermögenswerten umfassender zu erfassen.

Beispiel für CapEx-Abzug:
Nehmen wir an, das Technologieunternehmen hatte im letzten Jahr Investitionen in Sachanlagen (CapEx) in Höhe von 40 Millionen Euro.

FCFF (Zwischenstand) = 135 Mio. € (operativer Cash Flow vor CapEx) – 40 Mio. € (CapEx) = 95 Mio. €

Schritt 4: Analyse der Veränderung des Netto-Umlaufvermögens (Net Working Capital – NWC)

Das Netto-Umlaufvermögen (Net Working Capital, NWC) ist die Differenz zwischen dem kurzfristigen Umlaufvermögen und den kurzfristigen Verbindlichkeiten eines Unternehmens, die zur Finanzierung des täglichen Betriebs benötigt werden. Es repräsentiert das Kapital, das ein Unternehmen im operativen Geschäft bindet oder freisetzt. Eine *Zunahme* des NWC bedeutet, dass mehr Kapital gebunden wird, was zu einem *Abfluss* von Barmitteln führt. Eine *Abnahme* des NWC bedeutet, dass Kapital freigesetzt wird, was zu einem *Zufluss* von Barmitteln führt.

FCFF = ... - Veränderung des Netto-Umlaufvermögens (NWC)

Berechnung des Netto-Umlaufvermögens (NWC)

Das NWC wird aus der Bilanz abgeleitet und umfasst in der Regel die folgenden operativen Posten:

NWC = (Forderungen aus Lieferungen und Leistungen + Vorräte + sonstige operative kurzfristige Vermögenswerte) - (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen + sonstige operative kurzfristige Verbindlichkeiten)

Wichtig ist, dass Barbestände und kurzfristige Finanzverbindlichkeiten (z.B. Bankkredite, die Teil der Finanzierungsaktivitäten sind) aus dieser Berechnung ausgeschlossen werden, da sie nicht Teil des *operativen* Umlaufvermögens sind.

Komponenten des NWC und ihre Cash Flow-Implikationen

* Forderungen aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Receivable): Wenn Forderungen steigen, bedeutet dies, dass das Unternehmen mehr auf Kredit verkauft hat und das Geld noch nicht erhalten hat. Dies bindet Kapital und ist ein Cash-Abfluss (negativer Einfluss auf FCF). Wenn Forderungen sinken, wird Bargeld freigesetzt (positiver Einfluss).
* Vorräte (Inventory): Ein Anstieg der Vorräte bedeutet, dass mehr Kapital in unfertigen oder fertigen Produkten gebunden ist. Dies ist ein Cash-Abfluss. Eine Abnahme der Vorräte bedeutet, dass das Unternehmen Lagerbestände abbaut und Cash freisetzt.
* Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (Accounts Payable): Ein Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen bedeutet, dass das Unternehmen seinen Lieferanten später bezahlt. Dies entspricht einer kurzfristigen Kreditaufnahme von Lieferanten und ist ein Cash-Zufluss (positiver Einfluss auf FCF). Eine Abnahme bedeutet, dass das Unternehmen Lieferanten schneller bezahlt hat, was ein Cash-Abfluss ist.
* Sonstige operative kurzfristige Vermögenswerte und Verbindlichkeiten: Dazu gehören zum Beispiel aktive Rechnungsabgrenzungsposten (prepaid expenses) und passive Rechnungsabgrenzungsposten (accrued expenses). Ein Anstieg der aktiven Rechnungsabgrenzungsposten bindet Cash (negativ), während ein Anstieg der passiven Rechnungsabgrenzungsposten Cash freisetzt (positiv).

Die *Veränderung* des NWC ist entscheidend. Man berechnet das NWC für zwei aufeinanderfolgende Perioden und nimmt die Differenz.

Veränderung NWC = NWC (aktuelles Jahr) - NWC (Vorjahr)

Wenn die Veränderung positiv ist (NWC ist gestiegen), subtrahieren wir diesen Betrag vom Cash Flow. Wenn die Veränderung negativ ist (NWC ist gesunken), addieren wir den absoluten Betrag, da es sich um einen Cash-Zufluss handelt.

Herausforderungen und Überlegungen bei NWC

* Wachstumsabhängigkeit: In wachsenden Unternehmen steigt der Umsatz, was in der Regel zu einem Anstieg der Forderungen und Vorräte führt. Dies erfordert mehr gebundenes Kapital und damit einen negativen Effekt auf den FCF, selbst wenn das Unternehmen profitabel ist. Es ist ein „Cash Cost of Growth“.
* Saisonale Schwankungen: Unternehmen mit saisonalen Geschäftsmodellen können große Schwankungen im NWC aufweisen. Für die Bewertung ist es wichtig, diese Schwankungen zu glätten und einen normalisierten Wert zu verwenden oder die Auswirkungen auf den Free Cash Flow entsprechend zu prognostizieren.
* Effizienzverbesserungen: Änderungen in der Effizienz des Umlaufvermögensmanagements (z.B. kürzere Zahlungsziele für Kunden, schnellere Lagerumschlagshäufigkeit, längere Zahlungsziele für Lieferanten) können den Free Cash Flow erheblich beeinflussen. Kennzahlen wie Days Sales Outstanding (DSO), Days Inventory Outstanding (DIO) und Days Payables Outstanding (DPO) geben Aufschluss über diese Effizienz.
* Prognose: Für die Prognose zukünftiger NWC-Veränderungen werden oft historische Verhältnisse als Prozentsatz des Umsatzes herangezogen (z.B. NWC als X% des Umsatzes) oder die einzelnen Komponenten separat modelliert, basierend auf erwarteten operativen Verbesserungen oder Verschlechterungen.

Beispiel für NWC-Anpassung:
Nehmen wir an, das NWC des Technologieunternehmens im Vorjahr betrug 20 Millionen Euro und im aktuellen Jahr 35 Millionen Euro.

Veränderung NWC = 35 Mio. € (aktuelles Jahr) – 20 Mio. € (Vorjahr) = 15 Mio. € (Zunahme)

FCFF (Endgültig) = 95 Mio. € (operativer Cash Flow nach CapEx) – 15 Mio. € (Zunahme NWC) = 80 Mio. €

Zusammenfassend lässt sich der Free Cash Flow to Firm (FCFF) dieses fiktiven Technologieunternehmens für das aktuelle Jahr wie folgt berechnen:

Posten Betrag (in Mio. €) Erläuterung
Ausgewiesenes EBIT 150
(-) Nicht-operativer Gewinn (Verkauf Vermögenswert) -10 Anpassung für nachhaltiges operatives EBIT
Bereinigtes EBIT 140
Multiplikator (1 – Steuersatz von 25%) 0.75
NOPAT 105 Bereinigtes EBIT * (1 – Steuersatz)
(+) Abschreibungen & Amortisationen 30 Nicht-zahlungswirksamer Aufwand, wird addiert
(-) Investitionen in Sachanlagen (CapEx) -40 Zahlungswirksamer Abfluss für Investitionen
(-) Veränderung Netto-Umlaufvermögen (NWC) -15 Zunahme des gebundenen Kapitals, daher Abfluss
Free Cash Flow to Firm (FCFF) 80

Dieses detaillierte Beispiel zeigt, wie jeder Schritt die endgültige Free Cash Flow-Zahl beeinflusst und unterstreicht die Notwendigkeit einer sorgfältigen Analyse der einzelnen Komponenten.

Spezialfälle und erweiterte Überlegungen bei der FCF-Berechnung

Während die grundlegende Formel des Free Cash Flow klar ist, gibt es im realen Geschäftsleben zahlreiche Nuancen und spezielle Situationen, die eine Anpassung der Berechnung erfordern, um ein wirklich präzises und aussagekräftiges Ergebnis zu erzielen. Ein tiefes Verständnis dieser Aspekte ist entscheidend für eine professionelle und glaubwürdige Unternehmensbewertung.

Berücksichtigung von Steuerwirkungen

Die Besteuerung ist ein komplexes Feld und hat einen erheblichen Einfluss auf den Free Cash Flow. Über den „normalisierten“ Steuersatz hinaus gibt es weitere Aspekte zu beachten:

* Steuerverlustvorträge (Tax Loss Carryforwards): Wenn ein Unternehmen in früheren Perioden Verluste erwirtschaftet hat, können diese oft mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden, was zu einer reduzierten Steuerlast führt. Bei der Prognose des FCF muss berücksichtigt werden, wann und in welchem Umfang diese Steuerverlustvorträge genutzt werden können. Dies führt in den ersten Jahren der Prognoseperiode zu einem niedrigeren effektiven Steuersatz oder sogar zu keiner Steuerzahlung, bis die Verluste aufgebraucht sind. Dies ist ein temporärer Effekt, der den Cash Flow in den Anfangsjahren erhöht.
* Steuergutschriften (Tax Credits): Regierungen bieten oft Steuergutschriften für bestimmte Aktivitäten an, wie z.B. Forschung und Entwicklung, Investitionen in erneuerbare Energien oder die Schaffung von Arbeitsplätzen. Diese Gutschriften reduzieren die Steuerzahlung direkt und erhöhen somit den Free Cash Flow. Sie müssen in der Prognoseperiode adäquat berücksichtigt werden, sofern sie nachhaltig sind oder ihre Geltungsdauer bekannt ist.
* Latente Steuern (Deferred Taxes): Latente Steuern entstehen durch Unterschiede zwischen dem handelsrechtlichen und dem steuerrechtlichen Wertansatz von Vermögenswerten und Schulden. Eine latente Steuerverbindlichkeit bedeutet, dass in der Zukunft voraussichtlich höhere Steuerzahlungen anfallen werden, während ein latenter Steueranspruch auf zukünftige Steuerentlastungen hindeutet. Die Veränderung latenter Steuern hat eine Auswirkung auf den Cash Flow. Für die FCF-Berechnung für Bewertungszwecke wird die Veränderung der *operativen* latenten Steuern oft als Teil der NWC-Veränderung behandelt, da sie die Cash Flow-Auswirkungen der Differenzen zwischen Steuer- und Bilanzierungsvorschriften widerspiegelt, die mit dem operativen Geschäft verbunden sind. Finanzierungsbedingte latente Steuern (z.B. aus Schuldzinsen) sollten nicht einbezogen werden. Es ist eine der kompliziertesten Anpassungen, und viele Bewertungsmodelle vereinfachen sie oft, indem sie einen durchschnittlichen langfristigen Steuersatz annehmen, der solche Effekte bereits berücksichtigt.
* Änderungen in der Steuergesetzgebung: Regierungen können Steuersätze oder Steuerregelungen ändern. Solche Änderungen müssen in den Prognosen des Free Cash Flow berücksichtigt werden, sobald sie bekannt sind und eine signifikante Auswirkung auf die zukünftige Steuerlast des Unternehmens haben werden.

Umgang mit Leasingverträgen (IFRS 16 / ASC 842)

Die neuen Rechnungslegungsstandards IFRS 16 und ASC 842 haben die Bilanzierung von Leasingverträgen revolutioniert. Früher wurden viele Leasingverträge als „operative Leasingverträge“ außerhalb der Bilanz gehalten, wodurch weder Vermögenswerte noch Verbindlichkeiten ausgewiesen wurden. Dies führte dazu, dass „Rent payments“ als operative Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung erschienen.

Unter den neuen Standards müssen nahezu alle Leasingverträge (mit wenigen Ausnahmen) als „Finanzierungsleasing“ bilanziert werden. Das bedeutet, ein „Nutzungsrecht“ (Right-of-Use Asset) und eine korrespondierende „Leasingverbindlichkeit“ (Lease Liability) werden in der Bilanz erfasst. In der Gewinn- und Verlustrechnung ersetzen nun Abschreibungen auf das Nutzungsrecht und Zinsaufwendungen auf die Leasingverbindlichkeit die bisherigen Mietaufwendungen.

Die Auswirkungen auf die FCF-Berechnung sind erheblich:

* EBIT: Das EBIT wird höher sein als zuvor, da die Mietaufwendungen durch Abschreibungen und Zinsaufwendungen ersetzt wurden. Die Abschreibungen sind im EBIT enthalten, die Zinsaufwendungen jedoch oft nicht (da sie unter dem EBIT als Zinsaufwand erscheinen). Für NOPAT ist es wichtig sicherzustellen, dass keine Zinskomponenten von Leasingverbindlichkeiten im EBIT enthalten sind.
* Abschreibungen: Die Abschreibungen steigen aufgrund der Abschreibungen auf die Nutzungsrechte.
* CapEx: Die ursprüngliche Zahlung für das Nutzungsrecht wird nicht als CapEx in der Kapitalflussrechnung ausgewiesen, sondern als Tilgung der Leasingverbindlichkeit im Finanzierungsbereich. Dies bedeutet, dass die traditionell ermittelten CapEx niedriger ausfallen können.
* Veränderung NWC: Die Leasingverbindlichkeiten werden nicht als operative kurzfristige Verbindlichkeiten behandelt, sondern als Finanzierungsverbindlichkeiten.

Für die FCF-Berechnung kann es sinnvoll sein, eine „pre-IFRS 16“ Logik beizubehalten, um die wirtschaftliche Realität der Nutzung von Vermögenswerten widerzuspiegeln und die Vergleichbarkeit mit historischen Daten oder Unternehmen unter älteren Standards zu gewährleisten. Dies würde bedeuten:

1. Das EBIT wird um die impliziten Zinskosten des Leasings bereinigt (oder man geht vom Umsatz aus und zieht die gesamten operativen Leasingkosten als „operativen Aufwand“ ab, bevor man zum EBIT kommt).
2. Die Abschreibungen auf die Nutzungsrechte werden nicht wieder zum NOPAT addiert.
3. Die „Mietzahlungen“ (die jetzt Zins- und Tilgungskomponenten in der Kapitalflussrechnung sind) werden als CapEx-ähnliche Posten behandelt und abgezogen.
Dies ist eine komplexe Anpassung, die ein tiefes Verständnis der Leasingbilanzierung erfordert. Eine einfachere, aber weniger präzise Methode ist, die Änderungen zu akzeptieren und die Finanzierungseffekte im WACC zu berücksichtigen. Die Konsistenz in der Behandlung ist hier entscheidend.

Nicht-operative Vermögenswerte und Verbindlichkeiten

Unternehmen besitzen oft Vermögenswerte oder Verbindlichkeiten, die nicht direkt mit ihrem Kerngeschäft zusammenhängen. Diese sollten bei der Bewertung des operativen Free Cash Flow isoliert betrachtet werden:

* Überschüssige Liquidität (Excess Cash): Barbestände, die über das hinausgehen, was für den operativen Betrieb (z.B. für kurzfristige Zahlungen oder als Puffer) benötigt wird, gelten als nicht-operativer Vermögenswert. Sie generieren keinen operativen Free Cash Flow. In einem DCF-Modell, das den Enterprise Value berechnet, wird der Enterprise Value durch Diskontierung der operativen Cash Flows ermittelt. Zur Bestimmung des Equity Value wird dann die überschüssige Liquidität (als nicht-operativer Vermögenswert) zum Enterprise Value addiert.
* Marktgängige Wertpapiere (Marketable Securities): Ähnlich wie überschüssige Liquidität sind marktgängige Wertpapiere (z.B. kurzfristige Staatsanleihen oder Investmentfondsanteile), die über die notwendige Betriebskasse hinaus gehalten werden, nicht-operative Vermögenswerte. Ihre Erträge sind in der Regel Zinserträge oder Kapitalgewinne und werden aus dem NOPAT herausgerechnet, da sie nicht aus dem Kerngeschäft stammen. Auch sie werden am Ende zum Enterprise Value addiert.
* Nicht-operative Verbindlichkeiten: Dazu gehören zum Beispiel Pensionsverbindlichkeiten oder bestimmte Eventualverbindlichkeiten, die nicht direkt aus dem operativen Geschäft resultieren. Diese werden in der Regel bei der Ableitung des Equity Value vom Enterprise Value abgezogen, da sie Verbindlichkeiten darstellen, die letztlich von den Eigenkapitalgebern getragen werden müssen, aber nicht die operative Cash-Generierung beeinflussen.

Die genaue Identifizierung und Behandlung dieser Posten ist entscheidend, um den operativen Wert des Unternehmens vom Wert der nicht-operativen Vermögenswerte zu trennen.

Einmaleffekte und Sondereinflüsse

Wie bereits im Zusammenhang mit dem NOPAT erwähnt, ist die Bereinigung um Einmaleffekte von größter Bedeutung für die Erstellung eines belastbaren FCF-Modells. Dazu gehören:

* Restrukturierungskosten: Umstrukturierungen, Werksschließungen oder Personalabbau können hohe einmalige Kosten verursachen. Diese sollten aus der historischen Analyse des FCF eliminiert werden, da sie nicht die nachhaltige operative Leistung widerspiegeln.
* Gewinne/Verluste aus Asset-Verkäufen: Diese werden aus dem NOPAT bereinigt, da sie keine wiederkehrenden operativen Erträge sind.
* Rechtsstreitigkeiten und Vergleichszahlungen: Große einmalige Zahlungen oder Einnahmen aus Rechtsstreitigkeiten sind nicht Teil des normalen Betriebs.
* Versicherungsentschädigungen: Einmalige Zahlungen von Versicherungen, z.B. nach einem Großschaden, sollten bereinigt werden.

Das Ziel der Bereinigung ist es, einen „normalisierten“ oder „nachhaltigen“ FCF zu ermitteln, der eine realistische Basis für die Prognose zukünftiger Cash Flows darstellt. Dies erfordert oft ein Urteilsvermögen und ein tiefes Verständnis des Geschäftsmodells und der Jahresabschlüsse.

Die Herausforderung der Prognose zukünftiger FCFs

Die Berechnung des historischen Free Cash Flow ist nur der erste Schritt. Für eine Discounted Cash Flow (DCF)-Bewertung müssen zukünftige Free Cash Flows prognostiziert werden, oft für 5 bis 10 Jahre, gefolgt von einer Terminal Value-Periode. Dies ist der anspruchsvollste Teil der Bewertung und erfordert eine sorgfältige Modellierung:

* Umsatzprognose: Basierend auf Marktgröße, Marktanteil, Wachstum der Branche, Preisstrategie und Produkterneuerungen.
* Margenentwicklung: Prognose der Bruttomarge, operativen Marge (EBIT-Marge) unter Berücksichtigung von Effizienzgewinnen, Skaleneffekten, Kosteninflation und Wettbewerbsdruck.
* Steuersätze: Anwendung des normalisierten Steuersatzes, unter Berücksichtigung temporärer Effekte wie Steuerverlustvorträgen.
* CapEx-Prognose: Schätzung der notwendigen Investitionen in Sachanlagen, oft als Prozentsatz des Umsatzes oder der Abschreibungen, differenziert nach Instandhaltungs- und Wachstumsinvestitionen.
* NWC-Veränderung: Modellierung der Veränderungen im operativen Umlaufvermögen, oft als Prozentsatz der Umsatzveränderung, wobei die Effizienz des Umlaufvermögensmanagements berücksichtigt wird.
* Sensitivitätsanalyse: Es ist unerlässlich, eine Sensitivitätsanalyse durchzuführen, um zu sehen, wie der Unternehmenswert auf Änderungen der wichtigsten Annahmen (z.B. Umsatzwachstumsrate, operative Margen, CapEx-Quote, Diskontierungssatz) reagiert. Dies hilft, die Robustheit der Bewertung zu beurteilen und die Bereiche mit der höchsten Unsicherheit zu identifizieren.
* Phasen des Unternehmenswachstums: Ein DCF-Modell sollte verschiedene Phasen im Lebenszyklus eines Unternehmens widerspiegeln:
* Hohes Wachstum: Typisch für junge, innovative Unternehmen, die signifikante Investitionen in CapEx und NWC benötigen, um ihr Wachstum zu finanzieren.
* Übergangsphase: Das Wachstum verlangsamt sich allmählich, die Margen stabilisieren sich, und die Investitionsanforderungen werden moderater.
* Terminalwert-Phase: Annahme eines stabilen, nachhaltigen Wachstums (oft der Inflationsrate oder BIP-Wachstumsrate entsprechend), wobei der FCF mit einer konstanten Rate wächst und der Wert als Endwert berechnet wird. Die Prognose der einzelnen FCF-Komponenten in der Prognoseperiode erfordert einen tiefen Einblick in das Unternehmen und seine Branche. Es ist selten ausreichend, einfach historische Prozentsätze in die Zukunft fortzuschreiben, ohne qualitative Überlegungen einzubeziehen.

FCFF vs. FCFE: Wann welche Methode wählen?

Die Wahl zwischen der Bewertung des Free Cash Flow to Firm (FCFF) und des Free Cash Flow to Equity (FCFE) ist eine grundlegende Entscheidung in der Unternehmensbewertung. Beide Ansätze sind valide und sollten unter konsistenten Annahmen zum gleichen Ergebnis führen (zum Equity Value), aber sie werden in unterschiedlichen Kontexten und mit unterschiedlichen Diskontierungssätzen verwendet.

Free Cash Flow to Firm (FCFF)

Wie bereits ausführlich besprochen, ist der FCFF der Cash Flow, der den Eigenkapital- *und* Fremdkapitalgebern zur Verfügung steht. Er wird berechnet als:

FCFF = NOPAT + Abschreibungen – CapEx – Veränderung NWC

oder alternativ, ausgehend vom Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit (CFO):

FCFF = Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit (CFO) + Zinsaufwand (bereinigt um Steuern) – CapEx

Der FCFF wird diskontiert mit dem Weighted Average Cost of Capital (WACC). Der WACC repräsentiert die durchschnittlichen Kosten für die Finanzierung der Vermögenswerte eines Unternehmens durch Eigen- und Fremdkapital, gewichtet nach ihrem jeweiligen Anteil an der Kapitalstruktur. Da der FCFF den Cash Flow an alle Kapitalgeber misst, muss der Diskontierungssatz die Kosten für alle diese Kapitalgeber widerspiegeln. Das Ergebnis dieser Diskontierung ist der Enterprise Value (Unternehmenswert), der den Wert des gesamten operativen Geschäfts darstellt, unabhängig davon, ob es mit Eigenkapital oder Fremdkapital finanziert wurde. Um vom Enterprise Value zum Equity Value (Marktwert des Eigenkapitals) zu gelangen, werden Netto-Finanzschulden (z.B. Darlehen, Anleihen abzüglich überschüssiger Liquidität und marktgängiger Wertpapiere) subtrahiert.

Free Cash Flow to Equity (FCFE)

Der FCFE ist der Cash Flow, der nur den Eigenkapitalgebern zur Verfügung steht, nachdem alle Verbindlichkeiten (einschließlich Zinszahlungen und Nettotilgung von Schulden) beglichen wurden. Die Formel lautet:

FCFE = Nettogewinn + Abschreibungen – CapEx – Veränderung NWC + Nettoverschuldung (neue Schulden - Tilgung)

Die Nettoverschuldung berücksichtigt, ob das Unternehmen in einer Periode neue Schulden aufgenommen hat (Zufluss) oder bestehende Schulden zurückgezahlt hat (Abfluss).

Der FCFE wird mit dem Eigenkapitalkostensatz (Cost of Equity) diskontiert. Der Eigenkapitalkostensatz ist die Rendite, die Eigenkapitalinvestoren für das Eingehen des Risikos, in das Unternehmen zu investieren, erwarten. Da der FCFE bereits die Auswirkungen der Verschuldung berücksichtigt, ist kein WACC erforderlich, und die Diskontierung liefert direkt den Equity Value.

Wann welche Methode wählen?

Die Wahl zwischen FCFF und FCFE hängt von verschiedenen Faktoren ab:

FCFF ist die bevorzugte Methode, wenn:

* Bewertung des gesamten Unternehmens (Enterprise Value): Dies ist der häufigste Anwendungsfall, insbesondere bei Fusionen und Übernahmen, wo der Gesamtwert eines Unternehmens (inklusive Schulden) von Interesse ist.
* Volatile Kapitalstruktur: Wenn die Kapitalstruktur eines Unternehmens (Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital) in der Zukunft voraussichtlich erheblich schwanken wird, ist der FCFF die stabilere Wahl. Der FCFF ist „unlevered“ und daher nicht direkt von Finanzierungsentscheidungen betroffen. Der WACC kann dann angepasst werden, um die Zielkapitalstruktur widerzuspiegeln.
* Vergleichbarkeit: Der FCFF erleichtert den Vergleich von Unternehmen mit unterschiedlichen Finanzierungsstrategien.
* Fehlende Prognose der Finanzierungsaktivitäten: Es ist oft schwierig, die zukünftige Aufnahme und Tilgung von Schulden genau zu prognostizieren. Der FCFF umgeht diese Notwendigkeit.

FCFE kann vorteilhaft sein, wenn:

* Bewertung nur des Eigenkapitals (Equity Value): Wenn das primäre Ziel ist, den Wert der Aktien eines Unternehmens für Eigenkapitalinvestoren zu ermitteln.
* Stabile Verschuldungspolitik: Wenn das Unternehmen eine sehr stabile und prognostizierbare Verschuldungspolitik hat, z.B. eine konstante Tilgungsrate oder ein konstantes Verhältnis von Schulden zu Eigenkapital.
* Finanzdienstleistungsunternehmen: Für Banken oder Versicherungen, bei denen Schulden (Einlagen, Versicherungsprämien) Teil des Kerngeschäfts sind und die traditionelle Trennung zwischen operativen und finanziellen Aktivitäten verschwimmt, kann FCFE manchmal geeigneter sein. Hier ist jedoch oft eine angepasste Bewertungsmethodik erforderlich.

Konsistenzprinzip

Das wichtigste Prinzip ist die *Konsistenz*. Wenn Sie FCFF verwenden, müssen Sie mit dem WACC diskontieren, um den Enterprise Value zu erhalten, und dann die Nettoverschuldung anpassen, um zum Equity Value zu gelangen. Wenn Sie FCFE verwenden, müssen Sie mit dem Eigenkapitalkostensatz diskontieren, um direkt den Equity Value zu erhalten. Die Ergebnisse beider korrekt angewendeter Methoden sollten (abgesehen von Rundungsfehlern) zum selben Equity Value führen.

In der Praxis wird der FCFF-Ansatz häufiger verwendet, da er flexibler ist und es ermöglicht, das operative Geschäft vom Finanzierungsgeschäft zu trennen, was für die Analyse der Werttreiber vorteilhafter ist.

Typische Fehler und Fallstricke bei der Free Cash Flow Berechnung

Die Berechnung des Free Cash Flow mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, aber die Praxis zeigt, dass es zahlreiche Fallstricke und potenzielle Fehlerquellen gibt, die zu einer verzerrten Bewertung führen können. Ein professioneller Analyst muss diese kennen und aktiv vermeiden.

* 1. Inkonsistente Definition von NOPAT:
* Fehler: Verwendung des EBIT ohne Bereinigung um nicht-operative oder einmalige Posten. Manchmal werden auch Zinserträge oder -aufwendungen aus nicht-operativen Cash-Positionen fälschlicherweise im EBIT belassen.
* Auswirkung: Der NOPAT spiegelt nicht die nachhaltige operative Ertragskraft wider, was zu über- oder unterschätzten zukünftigen Cash Flows führt.
* Lösung: Immer die Gewinn- und Verlustrechnung und die Anhänge sorgfältig prüfen, um nicht-operative und einmalige Posten zu identifizieren und aus dem EBIT zu eliminieren, bevor der Steuersatz angewendet wird. Konsequente Anwendung eines normalisierten Steuersatzes.

* 2. Falsche Behandlung von Abschreibungen und Amortisationen:
* Fehler: Abschreibungen werden nicht zum NOPAT addiert, oder es werden nur die Abschreibungen auf Sachanlagen, aber nicht auf immaterielle Vermögenswerte berücksichtigt. Manchmal werden auch Wertminderungen (Impairment Charges), die in der Regel nicht-zahlungswirksam sind, nicht addiert.
* Auswirkung: Der Free Cash Flow wird systematisch zu niedrig ausgewiesen, da nicht-zahlungswirksame Kosten weiterhin abgezogen werden.
* Lösung: Immer die Gesamtbeträge für Abschreibungen und Amortisationen (sowie relevante Wertminderungen) aus der Kapitalflussrechnung oder den Anhangangaben entnehmen und zum NOPAT addieren.

* 3. Fehlinterpretation von CapEx:
* Fehler: Verwendung des in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesenen Abschreibungsbetrags anstelle des tatsächlichen CapEx aus der Kapitalflussrechnung. Oder Ignorieren der Unterscheidung zwischen Instandhaltungs- und Wachstums-CapEx in der Prognosephase, was zu unrealistischen Annahmen führt.
* Auswirkung: Die FCF-Prognose ist entweder zu optimistisch (wenn CapEx unterschätzt wird) oder zu pessimistisch (wenn Abschreibungen als Proxy verwendet werden, die in der Regel niedriger sind als die tatsächlichen Investitionen in wachsenden Unternehmen).
* Lösung: Stets die tatsächlichen Netto-CapEx (Käufe minus Verkäufe von Sachanlagen) aus dem Investitionsbereich der Kapitalflussrechnung entnehmen. Für Prognosen detaillierte Annahmen zu Instandhaltungs- und Wachstums-CapEx treffen.

* 4. Ungenaue Berechnung der NWC-Veränderung:
* Fehler: Einbeziehung von nicht-operativen Umlaufvermögens- oder Verbindlichkeitsposten (z.B. Barbestände, kurzfristige Finanzverbindlichkeiten) in die NWC-Berechnung. Oder das Vorzeichen des Effekts wird vertauscht (Zunahme von NWC als Cash-Zufluss statt -Abfluss behandelt).
* Auswirkung: Der Free Cash Flow wird falsch berechnet, was insbesondere bei wachstumsstarken Unternehmen oder solchen mit stark saisonalem Geschäft zu großen Fehlern führen kann.
* Lösung: Klare Definition der operativen Umlaufvermögens- und Verbindlichkeitsposten. NWC immer als Differenz zwischen aktuellem und Vorjahres-NWC berechnen und verstehen, dass eine *Zunahme* einen Cash-Abfluss bedeutet (Subtraktion) und eine *Abnahme* einen Cash-Zufluss (Addition).

* 5. Inkonsistente Behandlung von Leasingverträgen:
* Fehler: Ignorieren der Auswirkungen von IFRS 16 / ASC 842 oder inkonsistente Anpassung (z.B. nur Zinskomponente ignorieren, aber nicht die Abschreibungen auf Nutzungsrechte oder die zugrunde liegenden Cash-Zahlungen für Leasing).
* Auswirkung: Verzerrung des NOPAT und des CapEx-Postens, was die Vergleichbarkeit mit historischen Daten oder anderen Unternehmen erschwert.
* Lösung: Bewusste Entscheidung für eine Behandlung (z.B. „pre-IFRS 16“ Modellierung oder vollständige Akzeptanz der neuen Standards und Anpassung der WACC-Berechnung) und strikte Konsistenz über das gesamte Modell. Für präzise Bewertungen ist oft eine tiefere Anpassung ratsam.

* 6. Fehlende Normalisierung von Einmaleffekten:
* Fehler: Verwendung von historischen Daten, die durch einmalige Ereignisse (z.B. Verkauf eines Geschäftsbereichs, große Rechtsstreitigkeiten, hohe Restrukturierungskosten) verzerrt sind, als Basis für zukünftige Prognosen, ohne diese zu bereinigen.
* Auswirkung: Unrealistische Prognosen für zukünftige Free Cash Flows, die nicht die nachhaltige operative Leistung widerspiegeln.
* Lösung: Sorgfältige Analyse der Gewinn- und Verlustrechnung und des Anhangs, um nicht-wiederkehrende Posten zu identifizieren und aus den historischen Finanzdaten herauszurechnen, bevor diese als Basis für Prognosen dienen.

* 7. Über- oder Unterschätzung der Prognoseparameter:
* Fehler: Annahme von unrealistisch hohen Wachstumsraten für zu lange Perioden, zu optimistische Margenverbesserungen oder Unterschätzung des Kapitalbedarfs (CapEx, NWC). Dies resultiert oft aus einem unzureichenden Verständnis des Geschäftsmodells und der Branche.
* Auswirkung: Eine signifikant über- oder unterschätzte Unternehmensbewertung.
* Lösung: Durchführung gründlicher Branchen- und Wettbewerbsanalysen. Basieren der Prognosen auf realistischen Annahmen, die durch historische Leistung, Managementpläne und externe Marktprognosen gestützt werden. Einsatz von Sensitivitätsanalysen.

* 8. Inkonsistenz in der Diskontierung:
* Fehler: Diskontierung von FCFF mit dem Eigenkapitalkostensatz oder FCFE mit dem WACC.
* Auswirkung: Falsche Unternehmensbewertung.
* Lösung: Strikte Einhaltung des Konsistenzprinzips: FCFF mit WACC und FCFE mit Cost of Equity diskontieren.

* 9. Unzureichende Analyse der Terminal Value-Annahmen:
* Fehler: Verwendung einer unrealistischen ewigen Wachstumsrate oder eines zu optimistischen Exit-Multiples für die Berechnung des Terminal Value, der oft einen Großteil des Unternehmenswerts ausmacht.
* Auswirkung: Überproportionaler Einfluss eines potenziell fehlerhaften Wertes auf die Gesamtbewertung.
* Lösung: Die ewige Wachstumsrate sollte langfristig die Inflationsrate oder das langfristige BIP-Wachstum nicht signifikant übersteigen. Bei Exit-Multiples sollten aktuelle Marktmultiples vergleichbarer Unternehmen unter Berücksichtigung der langfristigen Wachstumsaussichten des Zielunternehmens verwendet werden.

Das Vermeiden dieser Fehler erfordert eine Kombination aus analytischem Können, Detailgenauigkeit, einem kritischen Blick auf die Finanzdaten und einem tiefen Verständnis für die ökonomischen Realitäten des zu bewertenden Unternehmens.

Anwendung des Free Cash Flow in der Unternehmensbewertung: Das Discounted Cash Flow (DCF)-Modell

Nachdem wir die Free Cash Flows für die relevanten Prognosejahre detailliert ermittelt haben, ist der nächste entscheidende Schritt ihre Anwendung im Discounted Cash Flow (DCF)-Modell. Das DCF-Modell ist der Goldstandard in der fundamentalen Unternehmensbewertung, da es auf dem Prinzip basiert, dass der Wert eines Unternehmens der Barwert seiner zukünftigen Free Cash Flows ist. Es ermöglicht uns, den intrinsischen Wert eines Unternehmens zu schätzen, indem es die projizierten Cash Flows auf den heutigen Tag abzinst.

Grundlagen des DCF-Modells

Das DCF-Modell lässt sich in zwei Hauptphasen unterteilen:

1. Die explizite Prognoseperiode: Dies ist der Zeitraum, in dem die Free Cash Flows detailliert und explizit Jahr für Jahr prognostiziert werden. Dieser Zeitraum erstreckt sich typischerweise über 5 bis 10 Jahre, abhängig von der Stabilität und dem Wachstum des Unternehmens. In dieser Phase können Annahmen über Umsatzwachstum, Margenentwicklung, CapEx und NWC-Veränderungen detailliert angepasst werden, um die spezifische Entwicklung des Unternehmens widerzuspiegeln (z.B. hohe Anfangsinvestitionen, späteres Stabilisierungswachstum).
2. Die Terminal Value-Periode (Endwert): Da es nicht praktikabel ist, die Cash Flows für unendlich viele Jahre zu prognostizieren, wird ein Endwert (Terminal Value, TV) berechnet. Dieser TV repräsentiert den Wert aller Free Cash Flows, die das Unternehmen nach dem Ende der expliziten Prognoseperiode bis in die Unendlichkeit generieren wird. Er macht oft einen erheblichen Teil (manchmal 70-80% oder mehr) des gesamten Unternehmenswerts aus und ist daher von entscheidender Bedeutung.

Diskontierung der Free Cash Flows: Der Weighted Average Cost of Capital (WACC)

Um die zukünftigen Free Cash Flows auf ihren Barwert abzuzinsen, benötigen wir einen geeigneten Diskontierungssatz. Für den Free Cash Flow to Firm (FCFF) ist dieser Diskontierungssatz der Weighted Average Cost of Capital (WACC), zu Deutsch „gewichtete durchschnittliche Kapitalkosten“. Der WACC spiegelt die durchschnittlichen Kosten für die Beschaffung von Kapital aus allen Quellen wider, gewichtet nach ihrem jeweiligen Anteil an der Kapitalstruktur des Unternehmens.

Die grundlegende Formel für den WACC lautet:

WACC = (Cost of Equity * % Equity) + (Cost of Debt * % Debt * (1 - Tax Rate))

Bestandteile des WACC:

* Cost of Equity (Eigenkapitalkosten): Die Rendite, die Eigenkapitalinvestoren erwarten, um das Risiko einer Investition in das Unternehmen zu übernehmen. Sie wird typischerweise mit dem Capital Asset Pricing Model (CAPM) berechnet:
Cost of Equity = Risikofreier Zinssatz + Beta * Marktrisikoprämie
* Risikofreier Zinssatz: Die Rendite einer als risikofrei geltenden Anlage (z.B. langfristige Staatsanleihen eines stabilen Landes).
* Beta: Ein Maß für die systematische Risiko (Marktrisiko) eines Unternehmens im Vergleich zum Gesamtmarkt. Ein Beta von 1 bedeutet, dass die Aktie sich im Gleichschritt mit dem Markt bewegt; ein Beta über 1 bedeutet höhere Volatilität, ein Beta unter 1 niedrigere Volatilität. Es ist wichtig, ein „unlevered Beta“ zu verwenden und dieses dann mit der Zielkapitalstruktur des Unternehmens zu „leveragen“, um das spezifische Risiko des Eigenkapitals zu erfassen.
* Marktrisikoprämie: Die zusätzliche Rendite, die Anleger erwarten, um in den Aktienmarkt statt in eine risikofreie Anlage zu investieren.
* Cost of Debt (Fremdkapitalkosten): Die Kosten, die ein Unternehmen für die Aufnahme von Fremdkapital zahlen muss (z.B. Zinssatz für Darlehen oder Anleihen). Diese Kosten sind in der Regel niedriger als die Eigenkapitalkosten, da Fremdkapitalgeber ein geringeres Risiko tragen (im Falle einer Insolvenz werden sie zuerst bedient) und Zinszahlungen steuerlich abzugsfähig sind.
Cost of Debt (nach Steuern) = Cost of Debt (vor Steuern) * (1 - Tax Rate)
Der „Tax Rate“ hier ist der Grenzsteuersatz des Unternehmens, da nur dieser auf die zusätzlichen Zinszahlungen angewendet wird.
* % Equity und % Debt (Kapitalstruktur-Gewichte): Der Anteil des Eigenkapitals und des Fremdkapitals an der gesamten Kapitalstruktur des Unternehmens (Marktwert des Eigenkapitals geteilt durch den Marktwert des Gesamtkapitals, und Marktwert des Fremdkapitals geteilt durch den Marktwert des Gesamtkapitals). Für die Bewertung sollte die Zielkapitalstruktur des Unternehmens oder eine branchenübliche Kapitalstruktur verwendet werden, da diese die langfristige Finanzierungsstrategie widerspiegelt.

Berechnung des Terminal Value (TV)

Der Terminal Value kann auf zwei Hauptarten berechnet werden:

1. Gordon Growth Model (Perpetual Growth Model): Dies ist die am häufigsten verwendete Methode. Sie geht davon aus, dass die Free Cash Flows des Unternehmens nach der expliziten Prognoseperiode mit einer konstanten, ewigen Wachstumsrate (g) wachsen.
TV = [FCFF (letztes Prognosejahr) * (1 + g)] / (WACC - g)
* FCFF (letztes Prognosejahr): Der Free Cash Flow des letzten expliziten Prognosejahres.
* g (Ewige Wachstumsrate): Eine realistische, langfristige Wachstumsrate für das Unternehmen. Diese Rate sollte nachhaltig sein und in der Regel nicht die langfristige Inflationsrate oder das erwartete globale/nationale BIP-Wachstum übersteigen. Eine zu hohe g-Rate kann den TV unrealistisch aufblähen. Eine g-Rate von 0% oder sogar negativ kann bei schrumpfenden Unternehmen oder in sehr reifen Branchen angemessen sein.
* WACC: Der diskontierende WACC. Wichtig ist, dass g < WACC sein muss, da der Nenner sonst negativ oder Null wird. 2. Exit Multiple Method: Bei dieser Methode wird angenommen, dass das Unternehmen am Ende der Prognoseperiode zu einem Multiplikator des EBIT, EBITDA oder eines anderen relevanten Kennwertes verkauft wird. Der Multiplikator wird oft von Transaktionen vergleichbarer Unternehmen oder von aktuellen Börsenbewertungen vergleichbarer börsennotierter Unternehmen abgeleitet.
TV = Letztes Prognose-EBITDA * Exit Multiplikator (z.B. EV/EBITDA)
Diese Methode ist oft einfacher anzuwenden, aber ihre Genauigkeit hängt stark von der Auswahl des Multiplikators und der Vergleichbarkeit der Unternehmen ab.

Gesamtberechnung des Unternehmenswerts (Enterprise Value)

Der Enterprise Value wird berechnet, indem die Barwerte der explizit prognostizierten Free Cash Flows und der Barwert des Terminal Value addiert werden:

Enterprise Value = Σ [FCFFt / (1 + WACC)^t] + [TV / (1 + WACC)^N]
Wobei t = Prognosejahr, N = letztes Prognosejahr.

Vom Enterprise Value zum Equity Value

Nach der Berechnung des Enterprise Value müssen wir zum Equity Value (Marktwert des Eigenkapitals) gelangen, da dies der Wert ist, der den Aktionären gehört.

Equity Value = Enterprise Value - Marktwert der Netto-Finanzschulden + Marktwert der nicht-operativen Vermögenswerte

* Marktwert der Netto-Finanzschulden: Dies umfasst alle zinstragenden Verbindlichkeiten (z.B. Anleihen, Bankkredite, Leasingverbindlichkeiten) abzüglich der überschüssigen Liquidität und marktfähiger Wertpapiere. Es ist wichtig, den *Marktwert* der Schulden zu verwenden, der vom Nennwert abweichen kann, obwohl der Nennwert oft als gute Annäherung dient.
* Marktwert der nicht-operativen Vermögenswerte: Dazu gehören überschüssige Liquidität (die bereits bei den Netto-Finanzschulden berücksichtigt wurde), kurzfristige und langfristige marktfähige Wertpapiere, passive Beteiligungen und andere Vermögenswerte, die nicht direkt zum operativen Geschäft gehören und daher nicht in den operativen Free Cash Flows enthalten waren.

Der resultierende Equity Value geteilt durch die Anzahl der ausstehenden Aktien ergibt den intrinsischen Wert pro Aktie.

Sensitivitätsanalyse

Da die DCF-Bewertung stark von einer Reihe von Annahmen abhängt (Wachstumsraten, Margen, WACC, ewige Wachstumsrate), ist eine Sensitivitätsanalyse unerlässlich. Dabei werden die Auswirkungen von Änderungen dieser Schlüsselannahmen auf den berechneten Unternehmenswert untersucht. Dies hilft, die Robustheit der Bewertung zu beurteilen und die Annahmen zu identifizieren, die den größten Einfluss auf das Ergebnis haben. Zum Beispiel könnte man den Wert des Unternehmens bei unterschiedlichen WACC-Raten und ewigen Wachstumsraten berechnen und in einer Matrix darstellen.

Die akkurate Berechnung des Free Cash Flow und seine präzise Anwendung im DCF-Modell sind das Herzstück einer fundierten Unternehmensbewertung. Sie erfordert nicht nur mathematische Präzision, sondern auch ein tiefes Verständnis des Geschäftsmodells, der Finanzberichterstattung und der ökonomischen Realitäten.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die akkurate Ermittlung des Free Cash Flow eine Kunst und Wissenschaft zugleich ist. Sie bildet das Fundament für eine fundierte Unternehmensbewertung, insbesondere mittels des Discounted Cash Flow (DCF)-Modells. Wir haben detailliert beleuchtet, wie der Free Cash Flow to Firm (FCFF) Schritt für Schritt aus den Finanzberichten abgeleitet wird, beginnend mit dem NOPAT, gefolgt von der Anpassung um nicht-zahlungswirksame Posten wie Abschreibungen und Amortisationen, und schließlich der Berücksichtigung von Investitionen in Sachanlagen (CapEx) und Veränderungen im Netto-Umlaufvermögen (NWC). Jede dieser Komponenten erfordert eine sorgfältige Analyse und oft spezifische Anpassungen, um ein präzises und „normalisiertes“ Bild der Cash-Generierung zu erhalten. Darüber hinaus wurden Spezialfälle wie die Behandlung von Steuereffekten und Leasingverträgen sowie die kritische Rolle der Prognose zukünftiger Cash Flows und die Notwendigkeit der Bereinigung um Einmaleffekte ausführlich erörtert. Die Unterscheidung zwischen FCFF und FCFE sowie die typischen Fehler, die bei der Berechnung und Anwendung des Free Cash Flow auftreten können, wurden ebenfalls detailliert behandelt, um Ihnen ein umfassendes Verständnis für diese entscheidende Finanzkennzahl zu vermitteln. Die korrekte Anwendung dieser Prinzipien ermöglicht es Analysten und Investoren, den intrinsischen Wert eines Unternehmens realistisch einzuschätzen und fundierte Entscheidungen zu treffen, die auf der wahren operativen Cash-Generierungsfähigkeit eines Unternehmens basieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Berechnung des Free Cash Flow

Hier finden Sie Antworten auf einige der am häufigsten gestellten Fragen zur Berechnung des Free Cash Flow für die Unternehmensbewertung.

  1. Was ist der Unterschied zwischen Free Cash Flow und Nettogewinn?

    Der Nettogewinn ist eine buchhalterische Größe, die auf der Gewinn- und Verlustrechnung basiert und nicht-zahlungswirksame Posten wie Abschreibungen, Amortisationen und Rückstellungen enthält. Der Free Cash Flow hingegen ist eine Liquiditätskennzahl, die die tatsächlich verfügbaren Barmittel darstellt, die ein Unternehmen nach Deckung aller operativen Kosten und notwendigen Investitionen für seine Kapitalgeber generiert hat. Er eliminiert die Effekte von Bilanzierungsregeln und gibt ein klareres Bild der operativen finanziellen Gesundheit eines Unternehmens.

  2. Warum werden Abschreibungen zum Free Cash Flow addiert?

    Abschreibungen und Amortisationen sind nicht-zahlungswirksame Aufwendungen. Sie mindern zwar den ausgewiesenen Gewinn in der Gewinn- und Verlustrechnung, führen aber im aktuellen Geschäftsjahr zu keinem Abfluss von Barmitteln. Da der Free Cash Flow die *tatsächlich* verfügbaren Barmittel messen soll, müssen diese nicht-zahlungswirksamen Posten, die zuvor vom Gewinn abgezogen wurden, wieder addiert werden, um den Cash Flow aus operativer Tätigkeit zu ermitteln.

  3. Wie beeinflusst die Veränderung des Umlaufvermögens den Free Cash Flow?

    Die Veränderung des Netto-Umlaufvermögens (Net Working Capital, NWC) hat einen direkten Einfluss auf den Free Cash Flow. Eine *Zunahme* des NWC (z.B. durch höhere Forderungen oder Vorräte) bedeutet, dass mehr Kapital im operativen Geschäft gebunden wird. Dies stellt einen *Abfluss* von Barmitteln dar und reduziert den Free Cash Flow. Eine *Abnahme* des NWC (z.B. durch schnellere Zahlungseingänge oder längere Zahlungsziele bei Lieferanten) bedeutet, dass Kapital freigesetzt wird. Dies stellt einen *Zufluss* von Barmitteln dar und erhöht den Free Cash Flow.

  4. Ist es immer notwendig, Free Cash Flow für viele Jahre zu prognostizieren?

    Ja, für eine aussagekräftige Discounted Cash Flow (DCF)-Bewertung ist es unerlässlich, den Free Cash Flow über eine explizite Prognoseperiode (typischerweise 5 bis 10 Jahre) detailliert zu schätzen. Dies liegt daran, dass der Unternehmenswert maßgeblich von den zukünftigen Cash Flows abhängt. Nach dieser expliziten Periode wird ein Endwert (Terminal Value) berechnet, der die Cash Flows des Unternehmens bis in die Unendlichkeit abbildet. Ohne eine ausreichende Prognoseperiode würden die frühen Jahre und der Endwert nicht repräsentativ für die zukünftige Leistungsfähigkeit des Unternehmens sein.

  5. Was ist der häufigste Fehler bei der Free Cash Flow-Berechnung?

    Einer der häufigsten Fehler ist die unzureichende Bereinigung des operativen Gewinns (EBIT) um nicht-operative oder einmalige Posten, bevor der Steuersatz zur Ermittlung des NOPAT angewendet wird. Dies führt zu einer Verzerrung des NOPAT und somit des gesamten Free Cash Flow, da die Basis für die Cash Flow-Berechnung nicht die nachhaltige operative Leistung widerspiegelt. Ein weiterer häufiger Fehler ist die fehlerhafte Behandlung der Veränderung des Netto-Umlaufvermögens, insbesondere das Vertauschen des Vorzeichens, was zu einer wesentlichen Fehlinterpretation der Liquiditätsgenerierung führt.

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