Das 60/40 Portfolio unter Druck: Finanzgiganten definieren Diversifikation neu.

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By Markus

Das ehrwürdige 60/40-Portfolio, ein Eckpfeiler der Anlagestrategie über Generationen hinweg, durchläuft derzeit seinen bedeutendsten Stresstest seit 150 Jahren. Dieses traditionelle Modell, das Stabilität durch eine diversifizierte Allokation von 60 % Aktien und 40 % festverzinslichen Wertpapieren bieten sollte, erwies sich während des Marktabschwungs 2022, als sowohl der Aktien- als auch der Anleihenmarkt gleichzeitig Rückgänge verzeichneten, als bemerkenswert unzureichend. Diese beispiellose Herausforderung veranlasst führende Finanzinstitutionen wie Morningstar, Pimco, Vanguard und BlackRock, konventionelle Diversifikationsansätze neu zu bewerten und dynamischere, kontextspezifische Anlagestrategien zu befürworten.

  • Das traditionelle 60/40-Portfolio erlebte 2022 seinen gravierendsten Stresstest seit 150 Jahren durch simultane Rückgänge an den Aktien- und Anleihemärkten.
  • Die vollständige Erholung des 60/40-Portfolios dauerte bis Juni 2025 und hinkte reinen Aktienanlagen hinterher, was historische Annahmen in Frage stellte.
  • Führende Finanzinstitutionen wie Morningstar, Pimco, Vanguard und BlackRock bewerten konventionelle Diversifikationsstrategien neu.
  • Vanguard empfiehlt nun eine Allokation von 30 % Aktien und 70 % festverzinslichen Wertpapieren, basierend auf attraktiven Anleiherenditen bei geringerer Volatilität.
  • BlackRock schlägt eine innovative 50/30/20-Allokation vor, die private Vermögenswerte wie Kredite, Infrastruktur und Immobilien integriert.
  • Morningstar betont die Notwendigkeit hochgradig personalisierter Portfolioanpassungen, die auf der Lebensphase des Anlegers basieren.

Die Schwere der jüngsten Performance des 60/40-Portfolios ist frappierend. Nach dem gleichzeitigen Einbruch der Aktien- und Anleihemärkte im Jahr 2022 hatte das Portfolio Mühe, sich zu erholen. Während der Aktienmarkt Widerstandsfähigkeit zeigte und sein Vorkrisenniveau bis September 2024 wieder erreichte, hinkten Anleihen hinterher, sodass das gesamte 60/40-Portfolio seinen Höchststand erst im Juni 2025 erreichte. Diese verlängerte Erholungsphase stellt einen einzigartigen Fall in der aufgezeichneten Geschichte dar, in der ein diversifiziertes 60/40-Portfolio eine reine Aktienallokation unterbot und damit lange gehegte Annahmen über seine risikomindernden Eigenschaften in Frage stellte.

Trotz dieser jüngsten Rückschläge warnen einige Experten davor, das 60/40-Modell vollständig aufzugeben. Christine Benz, Director of Personal Finance bei Morningstar, weist auf das weit verbreitete Problem der „Recency Bias“ (Verzerrung durch jüngste Ereignisse) unter Anlegern hin, die dazu führt, dass sie das Potenzial für lang anhaltende Abschwünge an den Aktienmärkten unterschätzen – ein Phänomen, das seit 2008/2009 nicht mehr in diesem Ausmaß erlebt wurde. Diese Perspektive unterstreicht den bleibenden Wert der Diversifikation, selbst wenn ihre Vorteile nicht unmittelbar ersichtlich sind.

Pimco teilt diese Ansicht und bekräftigt, dass ein ausgewogenes Portfolio das effektivste Instrument bleibt, um emotionalen Anlageimpulsen entgegenzuwirken. Durch die Einhaltung einer disziplinierten 60/40-Allokation werden Anleger ermutigt, durch Käufe von Aktien bei Marktrückgängen zu rebalancieren, anstatt aus Angst zu verkaufen. Das Unternehmen betont, dass Diversifikation, Qualität und Flexibilität für den langfristigen Anlageerfolg in volatilen Umfeldern von größter Bedeutung sind.

Evolving Portfolio Construction for Modern Markets

Die Grenzen statischer Portfolioallokationen führen zur Entstehung adaptiverer Modelle. Vanguard beispielsweise hat seine Empfehlungen geändert und schlägt nun eine Allokation von 30 % Aktien und 70 % festverzinslichen Wertpapieren vor. Diese Anpassung basiert auf langfristigen Renditeprognosen, die eine Überbewertung von Aktien und ein attraktiveres Zinsumfeld für Anleihen anzeigen. Laut Vanguard-Stratege Todd Schlanger bieten Anleihen inzwischen vergleichbare oder höhere Renditen als Aktien, jedoch mit deutlich geringerer Volatilität. Folglich priorisiert Vanguards zeitgemäßes Modell Anleihen innerhalb des Bloomberg U.S. Aggregate Index, zusammen mit einem Fokus auf Value-Aktien in den USA und entwickelten internationalen Märkten.

Um die Diversifikation über traditionelle liquide Anlagen hinaus zu erweitern, hat BlackRock eine 50/30/20-Allokation vorgeschlagen. Dieser innovative Ansatz integriert private Vermögenswerte wie Kredite, Infrastruktur und Immobilien und würdigt deren Potenzial, die Portfolioresilienz und -renditen zu verbessern. In einem vielbeachteten Brief vom April formulierte BlackRock CEO Larry Fink, dass die herkömmliche 60/40-Struktur in der heutigen komplexen Finanzlandschaft „keine echte Diversifikation mehr darstellt“, und plädierte für eine breitere Einbeziehung von Anlageklassen.

Morningstar befürwortet zudem stark personalisierte Portfolioanpassungen, die auf der Lebensphase eines Anlegers basieren. Für jüngere Anleger zwischen 20 und 40 Jahren wird eine höhere Aktienquote, potenziell bis zu 90 % einschließlich internationaler Märkte, vorgeschlagen, um langfristiges Wachstum zu nutzen. Umgekehrt empfiehlt das Unternehmen für Personen, die sich dem Ruhestand nähern, eine Erhöhung der Allokationen in Bargeld und inflationsgeschützte Anleihen. Diese Strategie bietet eine entscheidende Absicherung gegen gleichzeitige Schocks an den Renten- und Aktienmärkten und reflektiert ein nuanciertes Verständnis der Risikotoleranz über den Lebenszyklus eines Anlegers wider.

Während das klassische 60/40-Portfolio weiterhin als grundlegende Struktur dienen mag, erfordern die vorherrschenden Wirtschafts- und Marktbedingungen einen bewussteren, segmentierteren und profilangepassten Anlageansatz. Die Erkenntnisse führender Finanzhäuser unterstreichen eine kollektive Bewegung hin zu einer dynamischen Vermögensallokation, die Anpassungsfähigkeit und eine tiefere Berücksichtigung der Diversifikation über traditionelle öffentliche Marktwerte hinaus betont.

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