Londons Status als führendes globales Finanzzentrum steht vor einer erheblichen Herausforderung, die durch einen starken Rückgang der Börsengänge (IPOs) im ersten Halbjahr 2025 unterstrichen wird. Neue Daten zeigen, dass die Kapitalbeschaffung durch Notierungen am Londoner Markt auf ein Dreißigjahrestief gefallen ist. Dies wirft kritische Fragen über die anhaltende Attraktivität der Stadt für internationales Kapital im harten globalen Wettbewerb auf.
- Börsengänge in London erreichen im ersten Halbjahr 2025 ein Dreißigjahrestief.
- Es wurden lediglich fünf neue Listungen mit einem Volumen von 160 Millionen Pfund realisiert.
- Prominente Unternehmen wie Shein, Cobalt Holdings und Wise verlagern oder stornieren ihre Londoner Börsenpläne.
- Der US-Markt verzeichnete im gleichen Zeitraum 156 Börsengänge mit einem Volumen von 28,3 Milliarden US-Dollar.
- Die britische Regierung und Regulierungsbehörden führen Reformen zur Revitalisierung des Kapitalmarktes durch.
Laut Dealogic gab es in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 in London lediglich fünf neue Börsennotierungen, die zusammen nur 160 Millionen Pfund (218,6 Millionen US-Dollar) einbrachten. Diese Zahl stellt das niedrigste Volumen an IPO-Mitteln im ersten Halbjahr dar, das Dealogic seit Beginn seiner Datenerfassung im Jahr 1995 registriert hat. Selbst unmittelbar nach der Finanzkrise 2008 konnte London im ersten Halbjahr 2009 noch 222 Millionen Pfund aus zwei Börsengängen anziehen, was die Schwere des aktuellen Rückgangs verdeutlicht. Der größte Londoner Börsengang in diesem Jahr war der von MHA, einem Dienstleistungsunternehmen, das im April 98 Millionen Pfund am Alternative Investment Market (AIM) einnahm. Die Bedenken werden durch den jüngsten IPO Watch Bericht von PwC noch verstärkt, der zeigte, dass die Erlöse aus britischen Börsengängen im ersten Quartal 2025 auf 100 Millionen Pfund fielen, ein erheblicher Rückgang gegenüber 300 Millionen Pfund im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Die Herausforderungen gehen über neue Börsennotierungen hinaus; mehrere hochkarätige Unternehmen haben entweder ihre Londoner IPO-Pläne aufgegeben oder ihre primäre Notierung verlagert. Der Fast-Fashion-Einzelhändler Shein soll seine IPO-Ambitionen von London nach Hongkong verlagert haben. Auch das von Glencore unterstützte Unternehmen Cobalt Holdings bestätigte die Aufgabe seines geplanten Londoner Börsengangs. Hinzu kommt, dass der britische Fintech-Gigant Wise im Juni seine Entscheidung bekannt gab, seine primäre Notierung von London nach New York zu verlegen. Wise-CEO Kristo Kaarmann erklärte, dass dieser Schritt die Sichtbarkeit des Unternehmens in den USA erhöhen und Zugang zum „tiefsten und liquidesten Kapitalmarkt der Welt“ ermöglichen würde. Berichten zufolge erwägt auch AstraZeneca, das wertvollste Unternehmen im Londoner FTSE 100-Index, einen ähnlichen Schritt in die Vereinigten Staaten.
Dieser deutliche Kontrast in der Kapitalmarktaktivität wird im Vergleich zwischen London und den Vereinigten Staaten offensichtlich. Dealogic-Daten zeigen, dass die US-Märkte in den ersten sechs Monaten des Jahres 156 Börsengänge verzeichneten, die zusammen beeindruckende 28,3 Milliarden US-Dollar einbrachten.
Revitalisierungsbemühungen und Zukunftsaussichten
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten sehen einige Marktbeobachter Potenzial für eine Wende. Samuel Kerr, Leiter des Bereichs Equity Capital Markets bei Mergermarket, räumte ein, dass die britischen Aktienmärkte „seit einiger Zeit im Schatten einer negativen Presse standen“, stellte jedoch ein wachsendes Interesse von Unternehmen an Londoner Börsennotierungen fest. Diese erneute Aufmerksamkeit, so deutet er an, resultiere aus mehrjährigen Regulierungsreformen innerhalb des Vereinigten Königreichs und einer gewissen politischen Unsicherheit in den USA.
Die britische Regierung ergreift aktiv Maßnahmen zur Revitalisierung ihrer Kapitalmärkte. Premierminister Keir Starmer hat zugesagt, Vorschriften zu überprüfen, die „unnötigerweise Investitionen zurückhalten“. Letzten Sommer hat die britische Finanzaufsichtsbehörde (FCA) die Börsenzulassungsregeln überarbeitet, um den Prozess für Unternehmen, die Aktien am britischen Markt notieren möchten, zu vereinfachen. Kerr von Mergermarket betonte, dass London, wenn es dieses frühe Interesse erfolgreich in konkrete Börsengänge umwandeln kann, maßgeblich dazu beitragen würde, die vorherrschende „Untergangserzählung“ bezüglich seiner Finanzmarktaussichten umzukehren.

Lisa glaubt fest daran, dass jeder erfolgreiche Börsengang mit einer guten Idee und einem noch besseren Meme beginnt. Sie kombiniert fundierte Analysen mit einem Hauch Sarkasmus und trifft mit ihren Artikeln oft genau ins Schwarze – auch wenn ihr eigener ETF manchmal eher Seitwärtsbewegungen liebt. Nebenbei ist sie unsere inoffizielle Meme-Beauftragte im Team.